Der Insolvenzantrag der Nachrichtenagentur dapd kam am Dienstag durchaus überraschend. Mit-Eigentümer Martin Vorderwülbecke hat nun laut "newsroom.de" dem ZDF eine Mitschuld daran gegeben. Der Sender habe zum Ausdruck gebracht, dass man für die Dienste von dapd nicht mehr Geld bezahlen wolle - und das, obwohl das ZDF angeblich 500.000 Euro überweist und damit nur ein Zehntel dessen, was die dpa derzeit bekommt. "Das hat mich wirklich erschüttert. Gegen solche Konkurrenten können wir nicht ankommen, das ist eine Geschichte, die so keinen Sinn mehr macht", so Vorderwülbecke auf einer Betriebsversammlung.

Das ZDF hat diese Vorwürfe inzwischen zurückgewiesen und betont, die bestehenden Verträge stets ordnungsgemäß erfüllt zu haben. ZDF-Sprecher Stock: "Das Angebot der dapd wird vom ZDF auch im Vergleich zu anderen Nachrichtenagenturen angemessen vergütet. Die Behauptung, das ZDF zahle im Vergleich an dpa das Zehnfache, ist ebenso falsch wie die Behauptung, dass das ZDF an dpa fünf Millionen Euro im Jahr zahle. Beide Zahlen sind völlig übertrieben. Ganz offenbar versuchen die Investoren, die Schuld für das Scheitern ihrer Unternehmensstrategie auf andere zu schieben. Das ist umso bedauerlicher, als das ZDF es sehr begrüßt hat, dass dapd mit seinem Angebot den Markt bereichert. Für jedes journalistische Unternehmen ist es von Vorteil, wenn es im Bereich der Nachrichtenagenturen Wettbewerb gibt."

Vorderwülbecke bezeichnete es laut newsroom.de zudem als ungerecht, dass das Bundespresseamt der dpa jährlich 2,8 Millionen Euro überweise, während man selbst mit nur 1,6 Millionen Euro auskommen müsse. Nun wurde also der Geldhahn für die Nachrichtenagentur zugedreht: Vorderwülbecke und sein Mit-Investor Peter Löw hätten zuletzt Monat für Monat eine Million Euro aus ihrem Privatvermögen in die Nachrichtenagentur "dazugeschossen", wird Vorderwülbecke von "newsroom.de" zitiert. Nun brauche es allerdings eine "harte Sanierung".

Doch das Insolvenzverfahren muss noch lange nicht das Aus für die Agentur bedeuten. "Wir gucken uns alle Kosten an, die nicht mitarbeiterbezogen sind", sagte  Insolvenzverwalter Wolf von der Fecht einem Bericht der "Financial Times Deutschland zufolge. "Wir werden uns auch mit der Personalstruktur beschäftigen müssen." Der Grund dafür liegt auf der Hand: Im Verhältnis zum Umsatz sind die Kosten der Nachrichtenagentur zu hoch. "Das ist eine außerordentliche Herausforderung. Der Erfolg ist nicht garantiert." Nun hofft man bei dapd nicht zuletzt auf mögliche neue Eigentümer.

Unterdessen gab es scharfe Kritik von Seiten des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV). Die Investoren hätten mit der bei der dapd seit Ende 2009 verfolgten Expansionspolitik offenbar bewusst ein sehr hohes Risiko für die vorhandenen Arbeitsplätze in Kauf genommen. "Für mich ist klar, dass die Investoren die Schieflage schon vor Wochen erkennen konnten. Wie kann man in so einer Situation auch noch Leute einstellen und ihnen eine Perspektive vorgaukeln?", so der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken. Dass die beiden Investoren jetzt Insolvenz anmeldeten, mute zynisch und eiskalt an.

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