Claus Strunz hat für "Die Welt" ein Interview mit Frank Elstner und Joko Winterscheidt geführt - mit einem alten Hasen des Showgeschäfts und einem jungen Hüpfer, könnte man sagen. Elstner sieht Winterscheidt darin sogar in der Tradition von Thomas Gottschalk. "Joko ist ein Zeitgeist-Typ, er ist angezogen, wie die 17-jährigen Mädchen ihn sehen mögen. Mich erinnert das sehr an den Übergang damals vom Oberlehrer Elstner auf Gottschalk. Und wie bei Thommy steckt auch bei Joko, abseits pubertärer Gags, eine tiefer gehende Ernsthaftigkeit, die das Publikum spürt und honoriert." Dass Winterscheidt gemeinsam mit seinem Kollegen Klaas Heufer-Umlauf beim ZDF im Spartenprogramm versteckt wird und nur ProSieben die große Showbühne für das Duo bereithält, überrascht Winterscheidt nicht.

Mit Blick auf das ZDF sagte er: "Da wäre vielleicht dem einen oder anderen Zuschauer der Herzschrittmacher stehen geblieben. Es findet eben gerade ein großer Umbruch statt. Da darf man auch nichts übereilen." Bei privaten Sendern sei es viel einfacher, solch prominente Sendeplätze freizuräumen. Frank Elstner kritisiert derweil vor allem den fehlenden Mut im deutschen Fernsehen. "Ich würde mir an den Zahlstellen in den Sendern mehr mutige Menschen wünschen, die bereit sind, in eine Idee zu investieren, auch wenn es mal ein Flop wird", sagte der Moderator im "Welt"-Interview. "Man muss den Mut haben, mit Flops zu leben. Man darf nicht die Position eines Programmdirektors daran binden, dass alles, was er auf den Markt bringt, hundertprozentig funktioniert."

Vor allem stört er sich an Formaten wie "Deutschland sucht den Superstar" und "Das Supertalent", die nicht anderes seien als "Produkte von Schnittmeistern". Elstner: "Die ganzen Schnittsendungen gehen mir auf den Geist. Die Magie des Augenblicks kommt aus der Konserve. Die Senderchefs gehen mit solchen Formaten, die im Ausland schon gut liefen, auf Nummer sicher. Aber sie nehmen den wirklich Kreativen auch den Programmplatz und das Geld weg, um Neues auszuprobieren." Joko Winterscheidt kritisiert dagegen vor allem die gescripteten Formate, die derzeit bei vielen Sendern am Nachmittag zu sehen sind. Für ihn seien sie "ein Grauen", so Winterscheidt in der "Welt". "Das können die Senderchefs doch nicht für gute Unterhaltung halten." Qualität koste auch Geld. "Warum soll man etwas für die Hälfte des Geldes machen? Lieber macht man es doch für das Doppelte – und dann auch doppelt so gut."

Sendungen wie "Bauer sucht Frau" seien "eine riesige Schweinerei", betonte Winterscheidt. "Das darf man nicht machen. Das ist das Allerletzte." Dass früher ausnahmslos alles besser war, will sein Kollege Frank Elstner dagegen auch nicht sagen. "Wir haben heute viel mehr Möglichkeiten, mehr Sender, mehr Programme. Wer sich da nicht unterhalten fühlt, kann mit der Fernbedienung nicht umgehen." Doch bleibt angesichts dessen überhaupt noch Platz für einen Straßenfeger wie "Wetten, dass..?"?. Elstner ist davon überzeugt, dass die Sendung nach dem Auftakt-Erfolg mit Markus Lanz auch künftig viele Zuschauer erreichen wird. "Es ist völlig wurscht, ob das zwölf Millionen sind oder acht. Es muss am Samstagabend aber immer die meistgesehene Sendung sein. Die, die jetzt zugesehen haben, waren zum großen Teil überrascht von der Qualität von Markus Lanz. Ich bin sicher: Das bleiben zehn, elf Millionen auch bei der zweiten Sendung."

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