Seit wenigen Wochen ist Michaela Kolster für das ZDF neue Programmgeschäftsführerin von Phoenix. Künftig möchte sich das Profil des Senders schärfen und ihn verstärkt als Live-Sender positionieren, wie sie in einem Interview mit "DerWesten" sagte. "Einen besonderen neuen Schwerpunkt sehe ich in der Live-Berichterstattung. Denn trotz der Verfügbarkeit von Inhalten in Mediatheken, Abrufmöglichkeiten oder dem Empfang auf mobilen Endgeräten ist und wird es immer etwas besonderes bleiben, live dabei zu sein. Durch sein flexibles Programmschema kann Phoenix dies den Zuschauern ermöglichen, Phoenix ist der Live-Sender."
Zugleich kündigte sie eine engere Verzahnung mit dem Online-Angebot an. Es gehe darum, ein Ereignis auch zum Erlebnis zu machen, "da man daran teilhaben und sich darüber online austauschen kann". Kolster: "Phoenix bietet auch in Zukunft Information, Transparenz und Teilhabe - mit bekanntermaßen wenig Personal und wenig Finanzmitteln - aber mit Kreativität, Flexibilität, Engagement und Ausdauer." Darüber hinaus soll die Berichterstattung an sich attraktiver gemacht werden, betonte Kolster, ohne jedoch ins Detail zu gehen.
Auf Talkshows will sie indes nicht verzichten - auch wenn es an Gesprächsformaten im Fernsehen derzeit ganz sicher nicht mangelt. "Schwierig wird es meines Erachtens, wenn in Talkshows Rollenbesetzungen vorgenommen werden. Phoenix verzichtet komplett auf solche Showeffekte", sagte die Programmgeschäftsführerin. "Bei Themen- und Gästeauswahl steht die seriöse Information und Sachlichkeit im Vordergrund, es werden Experten zum Thema eingeladen, keine Prominente." In den Talkformaten biete Phoenix außerdem ein seltenes Gut: Zeit.
Viel zu bereden wird es ganz sicher im kommenden Jahr geben, wenn die Bundestagswahl ansteht. "Bundestagswahlen sind per se spannend. Dieses Mal liegt die Spannung zum einen in den sehr unterschiedlichen Prot agonisten der Spitzenkandidaten. Durch die Eurokrise bekommt die Wahl zum anderen eine besondere Ausrichtung, die Menschen sind allgemein politisierter", ist sich Kolster sicher. Zufrieden zeigte sie sich gegenüber "DerWesten" mit dem Abschneiden im nun zu Ende gehenden Jahr. "Phoenix wird auch in diesem Jahr mit einem Marktanteil von 1,1 Prozent seine Position als Spitzenreiter unter den Informationskanälen behaupten - und das in einem Jahr, in dem es durch die Fußball-EM und die Olympischen Sommerspiele starke Programmkonkurrenz gab."