Es ist ein Ärgernis: Das Oberlandesgericht München sieht sich teils heftiger Kritik ausgesetzt, weil türkische Journalisten keinen festen Platz beim anstehenden NSU-Prozess bekommen haben. Inzwischen schaltete sich auch bereits die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), ein und rief die Verantwortlichen dazu auf, die Entscheidung zu überdenken. Doch derzeit sieht es ganz so aus, als bliebe es bei der Entscheidung des Gerichts.

"Der Senat hat sich dafür entschieden, die Akkreditierung nach dem Windhundprinzip zu organisieren. Das ist die Entscheidung des unabhängigen Gerichts. Die habe auch ich zu respektieren, die kann man nicht einfach wieder umstoßen", erklärte die bayerische Justizministerin Beate Merk gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Da dürfte auch das Angebot der ARD, auf einen der ihr zugewiesenen Plätze im Gerichtssaal zu verzichten, wenig helfen. ARD-Hörfunk und ARD-Fernsehen bieten eigenen Angaben zufolge diesen frei werdenden Platz dem türkischen Rundfunk TRT an, damit dessen Reporter dauerhaft die Möglichkeit bekommen, authentisch vom Prozessgeschehen zu berichten.

Kurios ist es aber allemal: Während die türkischen Medien draußen bleiben müssen, wurden gleich fünf Plätze an Rundfunkanstalten der ARD vergeben. Durch das nun vorgeschlagene Angebot stelle man aber die Bereitschaft zu einer Poollösung, die der Bayerische Rundfunk dem Oberlandesgericht bereits im Januar vorgeschlagen hatte, unter Beweis, erklärten die Vorsitzende der AG-Information,NDR-Hörfunk-Chefredakteurin Claudia Spiewak und der ARD-Chefredakteur Fernsehen Thomas Baumann. Zugleich appellierte die ARD an das Gericht, auch weiteren Medien eine möglichst ausführliche Vor-Ort-Berichterstattung zu ermöglichen - beispielsweise, indem das Geschehen im Saal per Video-und Tonsignal in einen Raum übertragen wird,in dem die Verhandlung von akkreditierten Journalistinnen und Journalisten verfolgt werden kann.