Vor wenigen Wochen jubelte die Produzentenallianz, man habe sich mit der ARD auf veränderte Eckpunkte der Zusammenarbeit bei Dokumentationen geeinigt. Die Kritik ließ allerdings nicht lange auf sich warten. In einem gemeinsamen Schreiben an deutsche Medienpolitiker hat die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK) gemeinsam mit fünf anderen Filmverbänden, darunter der film & fernseh produzentenverband nrw und VFFmedia, eben jene Eckpunkte kritisiert. Weil sie nur einen kleinen Teil der betroffenen Filmschaffenden vertrete, sei die Produzentenallianz nicht legitimiert, im Namen der gesamten deutschen Dokumentarfilmbranche verbindliche Vereinbarungen zu treffen.

Zudem seien die Eckpunkte nicht dazu geeinigt, die Situation der Produzenten nachhaltig zu verbessern. Besonders schädlich sei in diesem Zusammenhang der Verzicht auf die seit Jahren von der gesamten Dokumentarfilmbranche gemeinsam vertretene dokumentarfilm-spezifische Forderung nach Bezahlung des umfangreichen Entwicklungs- und Rechercheaufwands durch die Auftraggeber. In dieser Frage sei die Produzentenallianz jetzt plötzlich der gleichen Auffassung wie die Sender und glaube, "dass die Recherche für Dokumentationen grundsätzlich zum unternehmerischen Risiko der Produzenten zählt."

Darüber hinaus kritisiert die AG DOK zudem noch einmal die "starke Präsenz von Tochter- und Beteiligungsunternehmen der öffentlich-rechtlichen Sender" bei der Produzentenallianz, die in dieser Organisation eine konsequente Verhandlungsstrategie im Sinne der unabhängigen Filmschaffenden und Produktionsfirmen von vornherein unmöglich mache. Nun hat die Produzentenallianz zum Gegenschlag ausgeholt. "Mit Erstaunen" habe man die Kritik zur Kenntnis genommen. "Im Hinblick auf das Erreichen noch ausstehender gemeinsamer Ziele zu einer weiteren Verbesserung der Arbeitsbedingung im Dokubereich würden wir es begrüßen, wenn die AG DOK zu einem sachlichen Umgangston zurückkehrte und so einen konstruktiven Dialog ermöglichte", hieß es am Dienstag in einer Mitteilung.

An wesentlichen Stellen seien Regelungen vereinbart worden, die sogar eine deutliche Verbesserung gegenüber den fiktionalen Eckpunkten bedeuten, wie die Erhöhung der Handlungskosten sowie die Möglichkeit, sich bei einer entsprechenden Auswertungsmöglichkeit Rechte zur eigenen Auswertung sofort  zurück übertragen zu lassen - statt wie bei dem fiktionalen Papier zunächst fünf Jahre warten zu müssen, so die Produzentenallianz. Und weiter: "Dass allein mit dieser Vereinbarung die prekäre Situation der Doku-Produzenten nicht gelöst werden kann, ist klar. Die Durchsetzung angemessener Vertragsbedingungen ist demgemäß auch weiterhin eines der dringlichsten Ziele der Allianz, welches in weiteren Verhandlungen mit Sendern sowie in Gesprächen mit der Politik verfolgt werden wird."

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