Ein Seitenwechsel mit Brisanz: Der stellvertretende "Bild"-Chefredakteur Nikolaus Blome wechselt in gleicher Position zum "Spiegel". Dort wird er zum 1. Dezember zusätzlich die Leitung des Hauptstadtbüros von "Spiegel" und "Spiegel Online" übernehmen, wie der Spiegel-Verlag am Mittwoch bestätigte. Es ist eine spektakuläre Personalie, die dem "Spiegel" damit gelungen ist - noch bevor Wolfgang Büchner seinen Posten als Chefredakteur von "Spiegel" und "Spiegel Online" antreten wird. "Ich freue mich, dass wir mit Nikolaus Blome einen der profiliertesten politischen Journalisten Deutschlands für den 'Spiegel' gewinnen konnten", kommentierte Büchner Blomes Verpflichtung.

Nikolaus Blome hat sich in den vergangenen Jahren nicht zuletzt durch seine Fernsehpräsenz - etwa als gern gesehener Gast in Talkshows - auch abseits der Branche einen Namen gemacht. Anfang der 90er Jahre arbeitete der heute 49-Jährige für den "Tagesspiegel", später wechselte er zum Medienhaus Axel Springer. Dort war er von 1997 bis 1999 Ressortleiter für Außenpolitik bei der "Welt" und von 1999 bis 2001 Büroleiter des Blattes in Brüssel. Im Mai 2001 wurde er stellvertretender Chefredakteur der Zeitung in Berlin und leitete ab 2002 die Ressorts Innenpolitik und Parlamentsbüro. Seit August 2006 ist Blome Leiter des Hauptstadtbüros der "Bild". Im Mai 2011 wurde er zudem stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Wirtschaftsressorts.

Blome wurde für seine Arbeiten mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Herbert-Quandt-Medienpreis und dem Theodor-Wolff-Preis, in dessen Jury er 2013 berufen wurde. Als Leiter des "Spiegel"-Hauptstadtbüros folgt Nikolaus Blome nun auf auf Konstantin von Hammerstein, der künftig als Autor für "Spiegel" und "Spiegel Online" arbeiten wird. "Ich freue mich darauf, auch in seiner neuen Funktion eng mit Konstantin von Hammerstein zusammenzuarbeiten", sagte der designierte Chefredakteur Wolfgang Büchner. "Ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er sich dazu bereit erklärt hat, das Hauptstadtbüro des 'Spiegel' durch die heiße Phase des Wahlkampfs, die Bundestagswahl sowie die anschließenden Koalitionsverhandlungen zu führen."

Blomes Seitenwechsel ist unterdessen schon alleine deshalb spannend, weil der "Spiegel" der "Bild"-Zeitung" erst vor zwei Jahren eine Titelgeschichte widmete - unter dem Titel "Die Brandstifter". "Die Zeitung teilt sich die Rolle eines deutschen Leitmediums zu, tatsächlich übernimmt sie die Rolle einer rechtspopulistischen Partei, die im deutschen Politikbetrieb fehlt", war damals in dem Artikel zu lesen. Ein Springer-Sprecher kommentierte den "Spiegel"-Bericht damals mit den Worten: "'Bild' ist eben Ansichtssache und der 'Spiegel' mag 'Bild' leider nicht. Das ist traurig, aber unter Konkurrenten auch nicht überraschend." Wie die nun bekanntgewordene Personalie zeigt, scheint man beim "Spiegel" die Kollegen aber doch nicht ganz unsympathisch zu finden.