Als RTL in der vergangenen Woche seinen Spielfilm "Helden - Wenn dein Land dich braucht" ausstrahlte, hagelte es schon an den Tagen zuvor reichlich Kritik an der Produktion, die immerhin acht Millionen Euro kostete und Filmförderungsmittel in Millionenhöhe erhielt. Alleine die Film- und Medienstiftung NRW steuerte 1,5 Millionen Euro bei. Den Anfang im Reigen der Kritiken machte Hans Hoff, der in seiner DWDL.de-Kolumne vom "schlechtesten Film aller RTL-Zeiten" sprach. "Helden", so Hoff, sei "eine Leistungsschau des kollektiven Unvermögens, geballt in einer Produktion von Dreamtool Entertainment, in der ganz offensichtlich peinlich genau darauf geachtet wurde, dass absolut nichts stimmt." In den folgenden Tagen gab es an vielen anderen Stellen ähnlich verheerende Besprechungen des Films zu lesen.

Nun hat sich "Helden"-Regisseur Hansjörg Thurn zu Wort gemeldet. "Mit viel Amüsement" habe er die Medienresonanz auf den Film verfolgt, schreibt er bei "Blickpunkt: Film" in einem Offenen Brief an "Kollegen und Mitstreiter". "Eigentlich bin ich zu lange schon in diesem Beruf, um Fernsehkritiken zu lesen geschweige denn ernst zu nehmen. Aber in diesem Fall wurden sie mir - trotz meiner aktuellen Dreharbeiten - von allen Seiten her aufgedrängt. Wenn ich das mal in einem Satz resümieren soll, dann standen wir mit unserem Popcorn-Film eine ganze Woche lang mitten in einem ausgewachsenen Shitstorm." Der "lustige Beruf des Fernsehkritikers" sei eine "eigenartige Spielart unseres Kulturlebens", so der Regisseur, der vermutet, er stamme historisch gesehen aus der Tradition des Vorkosters.

Thurn: "Ich glaube, wir haben alle recht verwundert zur Kenntnis genommen, wie unsere Kritiker für wenige Tage sich in einem kollektiven, fast pöbelhaften Zorn auf einen Film so einig waren wie selten. Was da in den letzten Tagen auf 'Helden' herunter hagelte, dürfte in der Fernsehgeschichte recht selten sein. Woher dieser akute Beissreflex der Kritiker stammte, ist mir nicht ganz klar. Wir haben in unserem Film weder faschistoide noch pädophile Tendenzen, wir rufen weder zur Gewalt gegen Minderheiten auf und haben auch keine versteckten religiösen Terrordrohungen zwischen den Szenen versteckt. Die Botschaft des Films ist lediglich die Mahnung zur Vorsicht im Umgang mit Wissenschaft und Fortschritt sowie ein Aufruf zu mehr Miteinander."

Der Regisseur mutmaßt, dass die Kritiker den "Geruch von Popcorn" auf Schärfste bekämpfen wollen, womöglich aber auch "die mangelnde Tiefe in der wissenschaftlichen Beschäftigung" fürchten oder ihnen der Filmtitel nicht passe. "Wir haben gemeinsam einen Film gemacht, der uns viel Erfindungsreichtum, Originalität und Arbeit abverlangt hat", so Hansjörg Thurn in seinem Offenen Brief. Und weiter: "Ich bezweifle, dass auch nur ein einziger der Kritiker, die ihre Häme in die MacBooks oder Vaios getippt haben, bei seiner Arbeit auch nur einen Fingerhut voll von dem Spaß hatte, der uns alle getrieben hat. Vielleicht ist das der Grund für ihren eigenartigen Zorn." Zugleich schreibt er bei "Blickpunkt: Film", man könne "sehr stolz sein" auf die geleistete Arbeit. "Und ich finde, wir können uns insgeheim freuen über diese lustige Resonanz auf 'Helden'".

Thurn: "Viele der geschriebenen Gemeinheiten gegen manchen der Schauspieler, viele der offenen Pöbeleien gegen alle Macher des Films und vieles an den übrigen Keulenschlägen in den Kritiken sollte uns vermutlich verletzen, es hat euch alle jedoch hoffentlich genauso wie mich zum Schmunzeln gebracht." In die inhaltliche Auseinandersetzung steigt der Regisseur in seinem Offenen Brief dagegen nicht ein. Dass die all die Effekte aufwendig gewesen sein mögen und das Team Spaß am Dreh hatte, dürfte wohl niemand bestreiten. Die in sich völlig unlogische Handlung wird jedoch nicht erwähnt. Dabei wirft alleine schon die kuriose Reiseroute der Hauptfiguren - sie fliegen vom Spreewald über Köln nach Gelsenkirchen, um von dort aus in die Schweiz zu reisen - reichlich Fragen auf. Das lässt sich freilich als Popcorn-Kino abtun, erklärt letztlich aber nicht die offenkundigen Schwächen im Drehbuch.

Am Ende seines Offenen Brief kommt Hansjörg Thurn dann noch auf die Einschaltquoten des Films zu sprechen. Die Zuschauer hätten sich "von den Kritiken nicht abhalten lassen, den Film anzuschauen", so Thurn. Er bewertet die Marktanteile von 17,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen und 18,4 Prozent bei den 14- bis 59-Jährigen als "sehr stattliches Ergebnis". Schlecht sind die Quoten nicht - wohl wahr. Angesichts der Tatsache, dass es sich bei "Helden" um einen der teuersten Filme in der Geschichte des Senders handelte, wird man sich aber auch bei RTL mehr erhofft haben. Man denke nur an "Hindenburg" mit mehr als sieben Millionen Zuschauern oder "Die Sturmflut" mit mehr als elf Millionen Zuschauern - wohl gemerkt an zwei Abenden. Dass im Laufe des "Helden"-Films rund ein Drittel der Zuschauer abhanden kamen, ist unterm Strich ebenfalls stattlich. Aber kaum zufriedenstellend für den Sender.

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