Nach 27 Jahren ist die "Mainzer Rhein-Zeitung" am Dienstag zum letzten Mal erschienen. Zuletzt vermochte auch die Betonung der lokalen Inhalte, die ungewöhnlicherweise sogar die komplette Titelseite dominierten, die Auflagenzahlen nicht in den angestrebten fünfstelligen Bereich hieven - am Platzhirsch, der "Allgemeinen Zeitung", kam das Blatt nicht vorbei. Zum Abschied befasst sich die "MRZ" auf ihrem Titel komplett mit sich selbst. Mit einem "letzten Aufgebot" habe man in den vergangenen Wochen versucht, "trotz der Umstände und mit immer weniger Kollegen" eine lokale und regionale Qualitätszeitung zu machen, schreibt die Redaktion, die ihren Lesern "ein MRZ-loses, aber gutes Jahr 2014" wünscht.
Auch Verleger Walterpeter Twer betonte das "nie nachlassende Engagement" der Redaktion. "Schade, dass der Zuspruch bei Abonnements und Anzeigen in Summe nicht ausreichte, um die MRZ wirtschaftlich tragfähig werden zu lassen", so Twer, der sich bei seinen Lesern mit einem Wunsch verabschiedet: "Bleiben Sie Zeitungsleser." Auf den folgenden Seiten blickt die "Mainzer Rhein-Zeitung" schließlich noch einmal auf die vergangenen Jahre zurück und stellt all die Menschen vor, die Tag für Tag für das Blatt gearbeitet haben. Zu sehen gibt es Karikaturen aller Mainzer Oberbürgermeister seit Gründung der "MRZ" - und unter dem Titel "In bester Gesellschaft" wird die Urne der Zeitung beigesetzt. "Live fast, die young" ist dort zu lesen. Ein Hinweis darauf, dass Stars wie Jimi Hendrix, Kurt Cobain oder Amy Winehouse, genauso wie die "MRZ", nicht älter als 27 wurden.

Für Zahlenfreunde gibt's auch noch ein wenig Statistik: Fast 80 Millionen Exemplare der "Mainzer Rhein-Zeitung" seien in den vergangenen 27 Jahren gedruckt worden. Würde man alle Seiten auseinandernehmen und aneinanderlegen, könnte man nicht nur ganz Deutschland einpacken, sondern auch Grönland, Frankreich, Spanien, Polen und die Schweiz. Sehr gelungen ist unterdessen der Rückblick auf Fehler und Pannen. So sei einmal ein Kollege nach dem Rosenmontagszug so betrunken in die Redaktion gekommen, "dass er selbst die Tastatur seines Computers nicht mehr fand" und auch nichts Sinnvolles über den Zug habe berichten können. Ein anderer Redakteur hat die Situation dann bloß anhand von Fotos beschrieben. "Hat wohl kaum ein Leser bemerkt", heißt es augenzwinkernd. Und in Anlehnung als "Schalke 05" wurde aus Mainz 05 prompt einmal "Mainz 06".
Eine kuriose Anekdote wird in diesem Zusammenhang auch mit Blick auf die "Allgemeine Zeitung" erzählt. Zwar begann die "MRZ" einst mit rotem Balken auf der Titelseite, doch irgendwann wollte man ihn - im Stile des Rests der Zeitung - durch einen blauen Balken ersetzen. Weil der lokale Konkurrenz jedoch annahm, die Farbe Blau würde in Mainz nur ihm zustehen, sei es schließlich vor Gericht gegangen. Als die MRZ siegte, brachte die Redaktion in jeder Überschrift der Lokal-Titelseite das Wort "blau" unter. Nur eines hatte man nicht bedacht: Das große Seitenfoto zeigte die blauen Chagallfenster, für dessen Abdruck das Blatt aber gar nicht die Rechte besaß. Und sich prompt "eine saftige Strafe" einhandelte. Ein "blöder Fehler" sei das gewesen, heißt es rückblickend. Aber eine schöne Geschichte aus 27 Jahren "Mainzer Rhein-Zeitung".