Die Entscheidung kommt nicht überraschend. Schon im vergangenen Herbst, unmittelbar nach der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2013, wurde großer Unmut im Kreise der Stifter der Auszeichnung bekannt. Die Öffentlich-Rechtlichen konnten in den vergangenen Jahren so manche Ehrung von Privatfernsehen nicht nachvollziehen - und die Privatsender empörten sich genau darüber. Immer deutlicher wurde über die Zeit, dass der Werte-Kompass des Deutschen Fernsehpreises nicht klar genug definiert wurde und der Abend der Preisverleihung in Köln weder von der Branche besonders geschätzt wurde - was sich in der Abwesenheit vieler namhafter Persönlichkeiten, manchmal sogar Nominierter ausdrückte - noch vom Publikum am Bildschirm als allzu sehenswerte Veranstaltung wahrgenommen wurde.



Nachdem ein Stifter-Treffen im vergangenen Herbst ohne eine nötige Entscheidung über die Zukunft des Deutschen Fernsehpreises beendet wurde, war ein Aus der Veranstaltung also nur noch eine Frage der Zeit. Wie am Samstag Stifter und Sekretariat des Deutschen Fernsehpreises bestätigen, wird die in diesem Jahr vom WDR für die ARD verantwortete Preisverleihung die letzte dieser Art sein. „Zur Wahrung der satzungsgemäßen Fristen ist der Gesellschaftervertrag der Deutschen Fernsehpreis GmbH, die den derzeitigen Deutschen Fernsehpreis trägt, von allen Gesellschaftern gekündigt worden“, heißt es dazu in einer offiziellen Stellungnahme. Das allein wäre nur eine halbe Besonderheit: Denn schon vor vier Jahren waren die Stifter so verfahren.

Doch diesmal wollen die vier Stifter offenbar tatsächlich keine Fortsetzung dieser zuletzt mit angekratztem Image verliehenen Auszeichnung. Stattdessen will man gemeinsam über eine bessere, zeitgemäßere Würdigung von besonderen Leistungen im deutschen Fernsehen beraten. Dazu heißt es offiziell: „Die Stifter des Deutschen Fernsehpreises - Dr. Thomas Bellut, Intendant des ZDF, Tom Buhrow, Intendant des WDR, Frank Hoffmann, Geschäftsführer Programm von RTL Television, Nicolas Paalzow, SAT.1-Geschäftsführer - sind sich einig, dass es weiterhin eine Form geben soll, in der hervorragende Leistungen für das Fernsehen gewürdigt werden kann. Wie dies in Zukunft erfolgen kann, wird Gegenstand gemeinsamer Beratungen sein.“

Idealerweise entsteht daraus also eine neue gemeinsame Preisverleihung, doch das bleibt vorerst abzuwarten. Die deutsche Fernsehbranche fängt damit, wenn überhaupt, im Jahr 2015 mit einer Auszeichnung von vorne an - während in den USA dann zum 67. Mal die Emmys verliehen werden. Beim Grimme-Preis in Marl, der dieses Jahr immerhin bereits zum 50. Mal verliehen wird, wird man über das Ende des Deutschen Fernsehpreises schmunzeln - könnte man denken. Doch auch beim altehrwürdigen Grimme-Preis steht die Zukunft bislang in den Sternen: Noch immer ist völlig unklar, wer die Leitung des Grimme-Preises übernehmen wird, nachdem Dr. Ulrich Spies den Posten im April nach immerhin 33 Jahren abgibt.

„Die Stifter wollen die Zeit bis zur Preisverleihung 2014 nutzen, Alternativen zum bisherigen Konzept des Deutschen Fernsehpreises zu entwickeln und zu prüfen. Im Falle einer Fortsetzung wird eine Beibehaltung des Standortes Köln angestrebt“, teilt das Sekretariat des Deutschen Fernsehpreises mit. Dass die Standort-Frage schon geklärt scheint, verwundert wenig: Die Leiterin des Ständigen Sekretariats des Deutschen Fernsehpreises, Petra Müller, ist gleichzeitig Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW und zwei der Stifter haben ihren Sitz in der Domstadt am Rhein.

Von einem kompletten Aus will WDR-Intendant Tom Buhrow unterdessen nichts wissen. "Es ist richtig, dass der Gesellschaftervertrag in diesem Jahr turnusgemäß nach vier Jahren ausläuft. Das Stiftergremium wird im Laufe des Jahres über zukünftige Form und Ausrichtung des Deutschen Fernsehpreises beraten", sagte er am Samstag in einer Stellungnahme gegenüber DWDL.de. "Es gibt ein großes Interesse der ARD und des WDR als Federführer, den Fernsehpreis mit den vier Gesellschaftern fortzuführen. Der Deutsche Fernsehpreis in Köln steht also keinesfalls vor dem 'Aus'."

Am Ende lässt sich hoffentlich zum mittelfristigen Vorteil festhalten: Die vier Stifter des Deutschen Fernsehpreises - ARD, ZDF, RTL und Sat.1 - haben erkannt, dass sie jahrelang den Karren selbst so derart in den Dreck gefahren haben, dass man anders nicht mehr aus der Situation herauskommt. Es wird spannend sein zu sehen, ob sie sich selbst dort wieder herausziehen können.

Über eine zukünftige Auszeichnung für die deutsche Fernsehbranche hat auch das Medienmagazin DWDL.de im vergangenen Jahr schon einige Anstöße geliefert.