Das vergangene Jahr war ein überaus schwarzes für die Privatsender. Gerade mal ein Fernsehpreis ging 2013 in ihre Reihen. Diesmal standen die Vorzeichen deutlich besser - alleine schon, weil sowohl beim Publikumspreis als auch in der Kategorie Bestes Dokutainment ausschließlich Produktionen der Privaten nominiert waren. Doch auch darüber hinaus gab es Jubel: So durfte sich Sat.1 gleich zu Beginn des Abends über eine Auszeichnung für die aus Quotensicht leider wenig erfolgreiche letzte Staffel von "Danni Lowinski" mit Annette Frier in der Hauptrolle freuen. Die Serie setzte sich gegen den ebenfalls bei Sat.1 angesiedelten "Letzten Bullen" und die ARD-Serie "Weissensee" durch.

In der Kategorie Beste Reportage erhielt das "Team Wallraff" von RTL einen Preis - nachdem der wankende Marktführer im vorigen Jahr leer ausgegangen war, wird man die Auszeichnung in Köln diesmal auch deshalb mit Genugtuung entgegennehmen, weil man mit dem Format einen ungewöhnlichen Weg eingeschlagen hat. Gleichzeitig ist mit ihr auch ein Stück weit die Verpflichtung verbunden, diesen Pfad nicht zu verlassen. Günter Wallraff, Kopf und Mentor der Reihe, kündigte bereits an, das Team erweitern zu wollen und versprach, auch weiterhin für Überraschungen zu sorgen. Gleichzeitig zeigte er sich einmal mehr davon überrascht, dass RTL an das Format glaubt, obwohl dadurch das Abspringen von Werbekunden in Kauf genommen werde.

Allerdings war weder RTL noch Sat.1 oder ProSieben der Privatsender mit den meisten Auszeichnungen - sie allen wurden am Donnerstag mit jeweils einem Fernsehpreis bedacht. Einziger Privatsender, der gleich doppelt ausgezeichnet wurde, war Vox: Zunächst bekam "Shopping Queen" den Preis in der Kategorie Bestes Dokutainment, wo sich Guido Maria Kretschmer gegen "Das Jenke-Experiment" und "Schulz in the Box" durchsetzte. Einen weiteren Preis bekam Vox im weiteren Verlauf des Abends für "Sing meinen Song - Das Tauschkonzert", das sich kürzlich als Überraschungs-Hit entpuppte und unter Beweis stellte, dass eine Musikshow heutzutage auch ohne Casting-Elemente funktionieren kann. "Vox ist im siebten Himmel", sagte der sichtlich ergriffene Vox-Chefredakteur Kai Sturm, als er zum zweiten Mal auf der Fernsehpreis-Bühne im Kölner Coloneum stand.

Weitere große Überraschungen blieben bei der Verleihung aus: Das Publikum entschied sich bei der Wahl der besten Moderatoren für Joko und Klaas. Sie setzten nicht nur gegen Wayne Carpendale, sondern auch gegen Stefan Raab durch, der kurioserweise nicht für "TV total" nominiert war, sondern für "Schlag den Raab" - eine Show, die er streng genommen gar nicht selbst moderiert. Ein paar Fragen warf indes auch die Sport-Kategorie auf: Hier wurden Tom Bartels, Oliver Welke und Mehmet Scholl tatsächlich gemeinschaftlich als "Beste Sportsendung" ausgezeichnet. Wie groß die Überraschung wohl gewesen wäre, hätte man nicht schon im Vorfeld verraten, dass hier ausnahmsweise alle Nominierten gewinnen? Und wieso wurden eigentlich Scholl und Welke ausgezeichnet, nicht aber Matthias Opdenhövel und Oliver Kahn?

Während die Antworten darauf ausblieben, durfte Welke am Donnerstagabend übrigens sogar gleich doppelt auf die Bühne, um einen Fernsehpreis entgegenzunehmen. In der Comedy-Kategorie ging nämlich die "heute-show" des ZDF einmal mehr als Sieger hervor und ließ sowohl die Sat.1-Sketchcomedy "Knallerfrauen" als auch die ungewöhnliche RTL-Show "Was wäre wenn?" hinter sich. Eine kleine Sensation blieb indes aus, als in der Kategorie Information nicht etwa die Joiz-Show "Jung und Naiv" ausgezeichnet wurde, sondern Journalist Hubert Seipel für sein Exklusiv-Interview mit Edward Snowden, das in der ARD zu sehen war. Als bester Dokumentations-Mehrteiler setzte sich das aufwendige Projekt "24h Jerusalem" unter anderem gegen "14 - Tagebücher des Ersten Weltkriegs" durch.

Und sonst? Bester Fernsehfilm wurde der ARD-Spielfilm "Männertreu", deren Hauptdarstellerin Suzanne von Borsody zuvor schon als Beste Schauspielerin geehrt wurde. Zum Besten Schauspieler wählte die Fernsehpreis-Jury Roeland Wiesnekker für seine Rolle im ZDF-"Spreewaldkrimi - Mörderische Hitze". Gelungen war die Überraschung, Sinje Irslinger mit dem Nachwuchsförderpreis auszuzeichnen - plötzlich hielt die Schauspielerin einen Geldkoffer in ihren Händen und betrat die Bühne zu den Klängen einer Blaskapelle. Eher ungünstig jedoch, dass Irslinger erst zu Beginn der Woche bei der Deutschen Akademie für Fernsehen schon einmal den Nachwuchsförderpreis erhielt. Mit dem Ehrenpreis wurde am Ende der Gala Journalist Gerd Ruge bedacht, der davon sprach, dass sich die Welt angesichts zahlreicher Krisenherde in einer Zäsur befindet.

Bei so vielen Preisträgern ging beinahe unter, dass die 16. Verleihung des Fernsehpreises zugleich die letzte in ihrer bisherigen Form gewesen ist. "Der letzte Deutsche Fernsehpreis der Welt", wie Klaas Heufer-Umlauf die Show, die er gemeinsam mit Sandra Maischberger und "Bergdoktor" Hans Sigl präsentierte, immer wieder nannte, kam glücklicherweise nicht wie eine Beerdigung daher. Viele Witze wirkten allerdings reichlich bemüht. Kurios jedoch die an die "Ice Bucket Challenge" angelehnte Aktion "Hose runter für den Deutschen Fernsehpreis", bei der immerhin ein zweistelliger Euro-Betrag zusammenkam. Gelungen auch das Ranking der beliebtesten Rankingshows - bei dem sich "Die beliebtesten Talsperren der Nordrhein-Westfalen" einen vorderen Platz sicherten. Bleibt also zu hoffen, dass der Fernsehpreis im kommenden Jahr nicht als Rankingshow seine Wiederauferstehung feiern wird.

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