"Marienhof" kein Einzelfall: Auch bei n-tv Schleichwerbung
Der Verdacht gegen die Produktionsfirma Bavaria Film, in verschiedenen Serienproduktionen wie der ARD-Daily-Soap „Marienhof" Schleichwerbung platziert zu haben, sorgt weiter für Aufregung. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ ist diese illegale Werbeform kein Einzelfall. So würden auch andere Fernsehsender und Werbekunden das Unterwandern des redaktionellen Programms mit Werbebotschaften setzen.
Vor allem die Pharmaindustrie erkaufe sich zunehmend redaktionelle Präsenz. Eine Gütersloher Kommunikationsagentur habe einem großen Pharmakonzern redaktionelle Beiträge in einem „Ratgeberformat auf n-tv“ angeboten, heißt es in einer Vorabmeldung des Nachrichtenmagazins. Rund um die betreffende Krankheit wurde laut dem Bericht ein „Experten-Talk mit Moderation" offeriert, der „über den Tag verteilt an prominenten Sendeplätzen, zum Beispiel nach dem n-tv-Wetter" stattfinden könne.
Die Themen würden „durch fundierte journalistische Reportagen transportiert" und die Berichterstattung „durch Expertenaussagen" gestützt. Der Vorteil für die Arzneimittelhersteller wäre, dass die Zuschauer neue Informationen und Impulse bekämen, „um bisherige Verfahrensweisen und Einstellungen neu zu überdenken".
Beim ZDF zahlt der Steuerzahler für Schleichwerbung
Das Blatt berichtete weiter, auch das ZDF mache „Geschäfte in der Grauzone". So habe das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium für die Platzierung von Pfälzer Wein in der ZDF-Serie „Sabine“ 120.000 Euro Steuergelder verwendet. Die Gesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft habe in derselben Sendung für geschätzte 200.000 Euro eine Milchbar platziert, deren Produkte mindestens einmal pro Folge redaktionell in die Handlung eingebunden werden sollten. Die Deutsche Post durfte laut dem „Spiegel“ zudem den Briefclub "Letternet" bewerben. In den vergangenen Jahren wurde darüber hinaus immer wieder das Product Placement in der ZDF-Show „Wetten dass“ kritisiert.
Fall "Marienhof" sorgt weiter für Wirbel
Das Thema Schleichwerbung hat seit Mitte der Woche für Pressewirbel gesorgt, nachdem die FAZ über jahrelange rechtswidrige Schleichwerbung in der ARD-Serie „Marienhof“ berichtet hatte. Die ARD hat wegen dieses Verstoßes eine Sonderprüfung durch eine externe, unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft eingeleitet.
Bavaria-Aufsichtsrat und WDR-Intendant Fritz Pleitgen kündigte im Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus" eine weitreichende Untersuchung des Falls „Marienhof" an. „Da wird nichts in Watte gepackt", so Pleitgen. Die ARD sei hier zum „Opfer“ geworden. Sobald der Bericht der Wirtschaftsprüfer vorliege, werde es Konsequenzen geben.
Dem Magazin sagte er zudem, dass bei der Bavaria herausgefunden werden müsse, „wer von den Verantwortlichen was wann gewusst hat". Für „mögliche Fehler der Geschäftsleitung“ könnten nicht die Mitarbeiter büßen, betonte er.