Der Eurovision Song Contest gehört in Europa fraglos zu den größten TV-Events - und findet auch in ganz anderen Teilen der Welt viele Fans. Vor allem in Down Under ist die Begeisterung für den Musikwettbewerb erstaunlich groß: Obwohl die Übertragung des Finales dort quasi zum Frühstück zu sehen ist, schalteten in der Spitze im vergangenen Jahr rund eine Million Zuschauer ein, das Halbfinale, in dem die australische Sängerin Jessica Mauboy außerhalb des Wettbwerbs aufgetreten war, war sogar noch erfolgreicher. Grund genug für die EBU und den ORF, der nach Conchita Wursts Sieg im vergangenen Jahr den ESC diesmal ausrichtet, die Australier in diesem Jahr sogar zur Teilnahme am Wettbewerb einzuladen - ganz nach dem diesjährigen Motto "Building Bridges".

Wie die europäische Rundfunkunion EBU und der ORF am Dienstag bekannt gaben, wurde der australische Sender SBS eingeladen, einen Kandidaten zum Eurovision Song Contest zu schicken. Dieser muss sich nicht über ein Halbfinale qualifizieren, sondern ist direkt fürs Finale gesetzt. Zudem sind die australischen Zuschauer auch abstimmungsberechtigt, dürfen also sowohl in den beiden Halbfinals als auch im Finale die Punkte an ihre Lieblingssongs verteilen - umgekehrt können die Europäer natürlich auch für den australischen Song votieren. Wer für Australien ins Rennen gehen wird, ist unterdessen noch unklar, ebenso die genaue Umsetzung des Voting-Verfahrens in Australien. Auch dort soll sich das Voting aber aus Fachjury und Publikumsabstimmung zusammensetzen.

Bei der Teilnahme Australiens handelt es sich um eine einmalige Ausnahme anlässlich des 60. Geburtstages des Eurovision Song Contests. Nach den Statuten dürfen eigentlich nur Vollmitglieder der EBU am ESC teilnehmen - ein Land muss also bekanntlich nicht in Europa liegen, um teilnahmeberechtigt zu sein. Die australische SBS ist aber kein solches Mitglied. Auch wenn der australische Beitrag diesmal gewinnen sollte, muss der ESC-Zirkus im kommenden Jahr daher auch nicht nach Australien fliegen. Stattdessen würde SBS den ESC im kommenden Jahr als Co-Gastgeber in einer europäischen Stadt veranstalten, die dann noch gefunden werden müsste.

ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber zeigte sich erfreut, dass Australien diesmal teilnehmen darf. Er habe sich sogar schon länger für eine Einladung der Australier eingesetzt, sagte er gegenüber der "FAZ". "Die nehmen das ernst, und das wird dem Wettbewerb als solchem guttun", so Schreiber. Jon Ola Sand, Executive Supervisor des ESC, bezeichnete es als "mutigen und gleichzeitig unglaublichen spannenden Schritt". Sand: "Es ist unsere Art zu sagen: Lasst uns diese Party zusammen feiern!"