Der inzwischen entlassene RTL-Reporter, der im Dezember für den Sender verdeckt von der Pegida-Demonstration in Dresden berichtete und während seines Einsatzes einem NDR-Kamerateam ein Interview mit fremdenfeindlichen Aussagen gab, hat sein Verhalten in einem Gastbeitrag für das "medium magazin" als schweren Fehler bezeichnet. Er habe zu spät seinen Fehler erkannt, sich auch vor den Fernseh-Kollegen als Pegida Demonstrant auszugeben. "Anstatt nichts zu sagen, wähle ich die Vorwärtsverteidigung: in der Rolle bleiben - die völlig falsche Entscheidung, wie ich später merke."

Gleichzeitig erhebt er aber auch Vorwürfe gegen seinen früheren Arbeitgeber. "Sender und Studio haben mögliche Risiken dabei völlig unterschätzt", schreibt der Journalist. Wenige Stunden nach dem Auftrag habe der Dreh begonnen. "Mehr Vorbereitung ist nicht. Als ob 'Verdeckt' Standard wäre." Der Studioleiter habe es vorgezogen, sich "an meiner öffentlichen Hinrichtung zu beteiligen, anstatt alles intern zu klären". Intern habe man ihn vor die Wahl zwischen Auflösungsvertrag mit Verschwiegenheitsklausel und fristloser Kündigung gestellt.

RTL will den Vorwurf der öffentlichen Hinrichtung allerdings nicht gelten lassen. "Natürlich müssen wir als RTL Stellung beziehen, wenn ein Reporter vermeintlich in unserem Auftrag mit solchen Parolen vor die Kamera tritt. Sein Auftritt war öffentlich, unsere Stellungnahme war es - unweigerlich - auch", sagte RTL-Sprecher Christian Körner am Mittwoch im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Nicht der Fehler selbst, sondern sein mehr als fragwürdiger Umgang damit hat zum Vertrauensverlust und schließlich zur Beendigung der Zusammenarbeit mit dem Landesstudio Ost geführt."

Körner: "Fehler passieren. Sie aber zu verschweigen, geht nicht, schon gar nicht in diesem Fall. Vom NDR-Interview am Montag auf der Demo bis zur Ausstrahlung von 'Panorama' am Donnerstag war genug Zeit für den Reporter, die eigene Redaktion über den auch nach seinen Worten 'schweren Fehler' zu informieren." Kritik äußerte der entlassene Reporter im "medium magazin" unterdessen auch im Zusammenhang mit dem ihm erteilten Rat, im Ausland unterzutauchen. "Es müsse ja nicht gleich Costa Rica sein, aber warum nicht in die Schweiz, erst mal kellnern", soll ihm gesagt worden sein. Von Seiten des Senders heißt es, der Rat sei erfolgt, nachdem der Reporter in der Redaktion von Morddrohungen berichtet habe. "Diesen Aspekt vergisst er an dieser Stelle", so RTL-Sprecher Christian Körner.

Beide Seiten haben sich inzwischen übrigens offenbar außergerichtlich geeinigt. Der frühere RTL-Mitarbeiter versucht den Vorfall inzwischen so positiv wie möglich zu sehen. "Ich gehe gestärkt aus dem Dilemma hervor", schreibt er, "auch mit der Erkenntnis: gute Vorbereitung unbedingt einfordern - zum Selbstschutz."

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