Im Frühjahr 2013 übernahm Bernd Reichart die Geschäftsführung bei Vox. In den gut zwei Jahren hat der Kölner Sender mit „Sing meinen Song“ und „Die Höhle der Löwen“ gleich zwei prägende Primetime-Eigenproduktionen etabliert, die von Kritik und Publikum gleichermaßen angenommen wurden. Die von Vorgänger Frank Hoffmann eingeführten XXL-Dokus wurden weiter kultiviert, der Sender mit Blick auf US-Serien für neue Genres geöffnet. Aber Reichart will mehr. Er hat da einfach Lust drauf, wie er sagt. Trotz schon zwei erfolgreicher Jahre im Sender wirkt der 41-Jährige mit seiner erfrischenden, unerschrockenen Haltung weiterhin wie the new kid on the block. Und jetzt kommt die erste für Vox produzierte Drama-Serie.

„Das Genre der eigenen Fiktion, die Königsdisziplin, reizt uns. Da haben wir große Lust drauf“, sagt Reichart am Rande der LA Screenings im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. „Über die Kompetenz für US-Serien, Dokus und Entertainment hinaus, kann Vox noch vielfältiger werden. Aber wir haben überhaupt keine Ambitionen irgendeinen Wettbewerber damit herauszufordern oder vom Stuhl zu drängen. Wir wollen im Gegenteil einen neuen Stuhl an den Tisch stellen.“ Wie schon im vergangenen Oktober angekündigt, adaptiert Vox die spanische Erfolgsserie „Pulseras rojas“, die Reichart selbst bei Antena 3 groß gemacht hat, bevor er zu Vox wechselte.

Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Produktion dieser Serie eine Herzensangelegenheit ist für den Geschäftsführer des Senders. „Der Club der roten Bänder“ ist Chefsache - die Betreuung des Formats bei Vox übernimmt Reichart selbst. Die Serie erzähle, wie auch das spanische Original horizontal mit Tiefgang sowie bitterbösem Humor vom Leben auf der Kinderstation eines Krankenhauses - anhand einer Clique von Jugendlichen. Man habe bewusst keine weitere Krimiserie produzieren wollen, sagt Bernd Reichart. Was aber macht „Club der roten Bänder“ wiederum nicht bloß zu einer weiteren Krankenhaus-Serie?

„Es ist die erste Krankenhaus-Serie, die konsequent aus der Sicht der Patienten erzählt wird“, kontert der Vox-Chef. „In anderen Serien geht es immer um die Ärzte: Chefärzte, Assistenzärzte und Nachwuchsärzte. Oder Krankenpfleger, Krankenschwester und Nachwuchspfleger. Bei ‚Club der roten Bänder‘ geht es um die Patienten. Im Grunde ist es wie im echten Leben, denn jeder der selbst schon mal im Krankenhaus war, weiß ja, dass man den Ärzten nur sehr selten begegnet - aber viel mehr mit anderen Patienten oder Besuchern zu tun hat.“ Es gehe um Geschichten, die einen mit einem Schmunzeln zurücklassen. Statt der in dem Genre oft übertriebenen Dramatik baue man auf Nachvollziehbarkeit.

Die deutsche Version der Serie bekommt dafür eine eigene Handschrift. „Das Ende wird anders und aus 13 Episoden haben wir zehn gemacht. Einige Charaktere werden bei uns nicht auftauchen und es gibt Storylines, die wir ein bisschen mehr herausstellen. Wir haben zwei ganz tolle Autoren: Arne Nolting und Jan-Martin Scharf“, verrät Reichart im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. „Wir haben versucht das wunderbare spanische Original zu veredeln und werden uns nicht an der US-Fassung orientieren.“ In den Staaten war „Red Band Society“ in der vergangenen Saison kein Erfolg und wurde vorzeitig abgesetzt.