"Aufgrund der Lizenzsituation haben wir uns aber auch mit Warner gut geeinigt, die ja bereits bewährter Partner sind bzw. waren (z.B. "Rach, der Restauranttester") - und auf diesem Wege ist ein erfolgreiches Format wie der 'Bachelor' langfristig an uns gebunden. Angesichts von immer weniger internationalen Formathits ist auch das ein ein Ergebnis, welches wir durchaus schätzen. Zudem haben wir das Vertrauen in einen Player wie Warner, auch ein Format wie dieses mit den richtigen kreativen Köpfen zu besetzen und erfolgreich fortzuführen", erklärt RTL-Sprecher Christian Körner.

Für Seapoint, das recht junge Unternehmen von Stefan Oelze und dem Münchner TV-Mogul Jan Mojto ist der Entzug der Produktion des „Bachelor“ eine herbe Niederlage, weil sie weitere Folgen haben könnte: Seapoint produziert aktuell noch „Die Bachelorette“ für RTL, doch wenn der Sender dieses Format im kommenden Jahr fortsetzen wollen würde, käme höchstwahrscheinlich auch hier Warner zum Zuge. Doch damit nicht genug. Der harte Kurs von Warner gegenüber RTL findet weitere aufmerksame Beobachter.

Bei BBC Worldwide in London ist man seit Jahren eher unglücklich über die Tatsache, dass eines der wichtigsten Showformate der BBC, „Strictly Come Dancing“, in Deutschland lange Zeit ausgerechnet vom Konkurrenten ITV Studios Germany umgesetzt wurde. Weil auch die kreativen Köpfe hinter „Let’s dance“ im vergangenen Jahr von ITV Studios zu Seapoint gewechselt sind, wollte RTL auch diesen Produktionsauftrag im vergangenen Jahr an Seapoint vergeben, doch da hatte BBC Worldwide zunächst andere Vorstellungen.

Mit Tower Productions, einem Joint Venture zwischen BBC Worldwide und All3media, besaßen die Briten inzwischen eine eigene Produktionsfirma in Deutschland. Wunschvorstellung von BBC Worldwide war demnach, „Let’s dance“ nach all den Jahren in Eigenregie produzieren zu lassen. Doch hier setzte sich RTL durch: Die aktuelle Staffel von „Let’s dance“ wird letztlich von Seapoint realisiert. Oder ganz korrekt formuliert: „Eine Produktion der Seapoint Productions in Zusammenarbeit mit Tower Productions nach dem Originalformat ‚Strictly Come Dancing‘ der BBC Entertainment vertrieben durch BBC Worldwide.“

Nach Informationen des Medienmagazins DWDL.de beäugt man bei BBC Worldwide derzeit sehr interessiert und aufmerksam, wie rigoros Warner Bros. seine Interessen bei RTL durchgesetzt hat. Was sagt der Sender also zur Zukunft der Tanzshow? Sprecher Christian Körner äußert sich gegenüber DWDL.de zurückhaltend: "Bei ‚Let's Dance‘ gehen wir derzeit davon, dass die kommende Staffel in Ko-Produktion zwischen Seapoint und BBC/Tower realisiert wird." Für RTL ist das neue Selbstbewusstsein der Lizenzinhaber eine ungewohnte Situation. Für Seapoint jedoch noch mehr.

Abgesehen von den genannten drei Formaten, die man im vergangenen Jahr zusammen mit den dahinter stehenden kreativen Köpfen von ITV Studios Germany genommen hat, konnte das junge Kölner Produktionshaus noch keine vergleichsweise großen Formate erfolgreich im Markt platzieren. "Best couple ever" für Vox wird in der kommenden Saison das erste eigene Format bei Vox sein. Auf DWDL.de-Anfrage will man bei Seapoint die aktuelle Entwicklung nicht kommentieren. Auch eine Anfrage bei Eyeworks Germany blieb bis Donnerstagabend unbeantwortet. Nach DWDL.de-Informationen ist man dort hinter vorgehaltener Hand ebenfalls nicht ganz glücklich.

Der aus Los Angeles vorgegebene Kurs beschert zwar einen lukrativen neuen Produktionsauftrag, aber sorgt gleichzeitig eben auch für Verstimmungen mit Geschäftspartner RTL, wo man ebenso wie bei Seapoint hofft, dass das zum Beispiel bei BBC Worldwide keine Begehrlichkeiten weckt. Nachbeben nicht ausgeschlossen.