Hinter den Kulissen hat im WDR in den vergangenen Monaten ein Team an den Plänen zu einer umfangreichen Programmreform gearbeitet, die am Freitagmorgen auch den WDR-Mitarbeitern vorgestellt werden soll. Im Vorfeld ist das entsprechende Papier allerdings bereits durchgesickert. Darin begründet die Fernsehdirektion von Jörg Schönenborn nochmal eindringlich, wieso sich beim WDR etwas ändern muss. Das Durchschnittsalter der WDR-Zuschauer liege inzwischen bei 64 Jahren und damit zwölf Jahre über dem allgemeinen Altersschnitt des TV-Publikums in NRW. Weil der WDR immer mehr ältere Zuschauer erreicht, die überdurchschnittlich lange fernsehen, schlug sich das bislang nicht in den Marktanteilen nieder - doch alarmierend ist, dass 2014 nur noch 3,94 Millionen Menschen in NRW mit dem WDR Fernsehen erreicht wurden, während es zehn Jahre zuvor noch knapp über fünf Millionen gewesen seien.

Den Anspruch, die 35- bis 55-Jährigen für den WDR zurückzuerobern, hat Jörg Schönenborn daher schon vor langem ausgegeben. Nötig sei, an vielen Stellschrauben zu drehen. Genannt werden "Haltung und Ansprache, Moderation und Protagonisten, Dramaturgie und Machart, Look & Feel, Image und Themen". Nötig sei ein "grundlegender Image-Wandel" - und daher auch eine umfassende Reform des Sendeschemas. "Insellösungen, z.B. die Renovierung oder Verlegung einzelner Sendungen, [sind] nicht ausreichend", heißt es in dem Papier.

Und so sehen die Pläne im Einzelnen aus: Am Vorabend soll um 18 Uhr eine zusätzliche Ausgabe von "WDR aktuell" eingeführt werden, die um 18:10 Uhr von einer fünfminütigen "Lokalzeit" ergänzt wird. Danach folgt die "Servicezeit", ehe um 18:45 Uhr dann die "Aktuelle Stunde" fünf Minuten früher als bislang beginnt. Verlängert wird zudem auch die abendliche Ausgabe von "WDR aktuell" um 21:45 Uhr, die statt 15 dann 25 Minuten berichten darf und zudem auch freitags nicht nur in einer Mini-Ausgabe am späten Abend läuft, sondern zur gewohnten Sendezeit ran darf. Insgesamt soll so das große Pfund des WDR, die regionale Info-Kompetenz, gestärkt werden.

Daneben sei es aber wichtig, dass "Genres mit hohem Potenzial bei jüngeren Zuschauerinnen und Zuschauern wie etwa attraktive Fiktion und Unterhaltung gestärkt und besser platziert" würden. Konkret will der WDR daher einen neuen Serienplatz montags um 20:15 Uhr einführen. Die bisherigen Montags-Formate wandern stattdessen auf den Mittwochabend. Allgemein will der WDR zudem den "Audience Flow" verbessern, indem stärker auf die inhaltliche Abstimmung und Verzahnung von Sendeplätzen geachtet wird und die einzelnen Tage unter einem bestimmten "Motto" stehen. Der WDR spricht hier von "Tagesfarben".

So soll es den "Montag des Westens" geben. Nach regionaler Fiktion und Unterhaltung in der Primetime folgen ab 22:10 Uhr regional verankerte Reportagen und Kulturformate. Für den Reportage-Sendeplatz am Montagabend zeichnet die Redaktion von "Hier und Heute", das künftig nicht mehr am Vorabend laufen wird, aber auch "CosmoTV" verantwortlich. Dienstags liegt der Schwerpunkt dann auf "Wissen". Hier sollen sich die Formate "Abenteuer Erde" und "Quarks & Co." künftig thematisch besser abstimmen. Am "Info-Mittwoch" stehen "Markt" und Verbraucherdokus auf em Programm. Am späten Abend bespielen dann "die story", "WDR Weltweit" und WDRdok/Dokumentarfilm  eine Programmfläche für Investigatives und Hintergrund. Donnerstags bleibt um 20:15 Uhr der "Tatort" im Programm, nach "WDR aktuell" folgt dann die dritte Fläche für Dokus und Reportagen, nun zum Thema "Lebensmodelle". Auf "frauTV" folgt eine Fläche aus "Menschen hautnah" und "tag 7", das einen neuen Titel bekommen soll. Freitags wolle man schließlich künftig mit Dokus, Unterhaltungsangeboten und Talk stärker den Anspruch erheben, für "Gesprächsstoff" zu sorgen.

Einen neuen Sendeplatz gibt's auch für das Investigativ-Magazin "Sport Inside", das künftig direkt nach der Bundesliga-"Sportschau" am Sonntagabend zu sehen sein soll - also auf dem Platz, der bislang für "Zimmer frei" und andere Comedyformate reserviert war. "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs" bleibt am späten Abend um 23:45 Uhr im Programm. Umgesetzt werden soll die Programmreform, sofern die Gremien zustimmen, zum Januar 2016. Und dann gilt es natürlich auch noch, die Mitarbeiter mitzunehmen. Die Redakteursvertretung zeigte sich schonmal sehr verschnupft, dass sie erst über den "Flurfunk" und Pressemeldungen von den Plänen erfahren hat. Erst auf Nachfrage habe Schönenborn dann die Pläne erstmals ausführlicher erläutert. "Wir haben ihm mitgeteilt, dass wir, jenseits einer inhaltlichen Bewertung, diesen Ablauf eindeutig missbilligen und darin eine Verletzung des Redakteursstatuts sehen", heißt es in einem Schreiben.