Weil Wolfgang Büchner und Ove Saffe die Mitarbeiter beim angestrebten Umbau des Spiegel-Verlags nicht mitnehmen konnten und unüberwindbar scheinende Gräben aufgerissen wurden, mussten die beiden schließlich gehen. Doch um eine Restrukturierung kommt auch die neue Führungsspitze des "Spiegel" um Geschäftsführer Thomas Hass und die beiden Chefredakteure Klaus Brinkbäumer und Florian Harms nicht herum. Am Mittwoch hat sie den Mitarbeitern nun das geplante Verschlankungs- und zugleich Wachstumsprogramm vorgestellt, das gemeinsam mit den Gesellschaftern, also der Mitarbeiter KG, Gruner + Jahr und der Familie Augstein beschlossen wurde.
"Alle Medienhäuser, die wie der 'Spiegel' mit großem personellen und finanziellen Aufwand hochwertigen Journalismus produzieren, haben große Aufgaben vor sich. Wir sind zurzeit noch ein wirtschaftlich solides Unternehmen, das aber – bedingt durch die rückläufige Entwicklung bei Anzeigen und Vertrieb – seit einigen Jahren Erlöse verliert, während unsere Kosten annähernd stabil geblieben sind. So riskieren wir, dass der 'Spiegel' schon bald in die roten Zahlen rutscht. Das dürfen wir nicht akzeptieren", erläuterte Thomas Hass vor Mitarbeitern des Verlags.
Das Programm besteht dabei aus zwei Teilen: Zum Einen aus 15 Wachstums-Projekten, zum anderen aber auch aus einer umfassenden Restrukturierung und einem Sparprogramm. Damit sollen auf der einen Seite die in den letzten Jahren rückläufigen Umsätze wieder stabilisiert werden, zum Anderen sollen künftig pro Jahr dauerhaft 15 Millionen Euro eingespart werden. Dazu werde die Geschäftsführung gemeinsam mit den Führungskräften aus Redaktion, Dokumentation und Verlag in den nächsten Wochen eine Analyse sämtlicher Arbeitsstrukturen und -prozesse erstellen, um die Personal- und Sachkosten nachhaltig zu senken. Veränderte Strukturen, das Zusammenlegen von Bereichen oder das Auslagern von Tätigkeiten stehen auf der Agenda - welche Maßnahmen genau getroffen werden, soll im Herbst feststehen.
Damit der Umsatz stabilisiert wird, legt der Spiegel-Verlag aber auch Wert auf die Wachstums-Projekte. Ziel sei es, den Verlag "zu einem experimentierfreudigen und modernen, multimedialen Unternehmen zu entwickeln", heißt es in der Mitteilung. Zu den 15 Projekten, die die Redaktionen von "Spiegel", "Spiegel Online", Spiegel TV, die Dokumentation und die Verlagsabteilungen gemeinsam planen, gehören demnach ein Innovation Lab als "Zentrum von Kreativität und Erneuerung", eine digitale Bezahlstrategie, eine digitale Abendzeitung oder die Weiterentwicklung der "Spiegel App" und von "Spiegel Online International".