Uzo Aduba und Cat Deeley liegen sich in den Armen - was für ein schönes Schlussbild bei der Bekanntgabe der Nominierungen für die diesjährigen Primetime Emmy Awards, die man ob ihrer sonstigen Nüchternheit nur euphemistisch als "Zeremonie" bezeichnen kann. Uzo Aduba, die "Crazy Eyes" in "Orange is the New Black" spielt und die gemeinsam mit der "So-you-think-you-can-dance"-Moderatorin Deeley die Nominierungen verlesen hatte, spannte man bis ganz zum Schluss auf die Folter - und dann gab's doch noch die Erlösung: Nach dem durch neue Regularien erzwungenen Wechsel von der Comedy- in die Drama-Kategorie waren die Erfolgsaussichten nicht ganz einfach einzuschätzen. Aber es hat gereicht: "Orange is the New Black" kann sich Hoffnungen auf einen Emmy für die Beste Drama-Serie machen.
Dass hier der Wind noch ein wenig härter weht als bei den Comedys, bekam "OITNB" - das hier noch für Staffel 2 nominiert ist, die dritte Staffel kam erst nach dem Nominierungszeitraum - dann aber trotzdem zu spüren: Statt 12 reichte es diesmal nämlich nur für vier Nominierungen. Unter anderem ist Uzo Aduba selbst als beste Schauspielerin in einer Nebenrolle nominiert. Den Sieg nach Hause zu tragen wird für "OITNB" ohnehin schwer - denn das Feld ist stark besetzt. Da wäre zum Beispiel "Mad Men", das schon deshalb keine so schlechten Chancen hat, weil es die letzte Chance ist, der Serie noch einen Emmy mitzugeben. Die Seie hatte von 2008 bis 2011 vier Mal in Folge gewonnen und war seitdem immer leer ausgegangen. Die letzte Chance auf ein solches "Abschiedsgeschenk" hat auch Hauptdarsteller Jon Hamm. Man muss sich vor Augen halten: Er war seit 2008 in jedem Jahr nominiert und hat noch nie gewonnen. Auch Elisabeth Moss ging bislang stets leer aus. Sie war im vergangenen Jahr gar nicht erst nominiert, hat es zum "Mad-Men"-Abschied aber nochmal auf die Nominiertenliste geschafft.
Doch zurück zur Kategorie "Beste Drama-Serie". Da findet sich auch "Game of Thrones" - ebenfalls seit der ersten Staffel durchgehend nominiert, bislang ohne einen Sieg in der "Königskategorie". In diesem Jahr ist "Game of Thrones" sogar die mit Abstand meistnominierte Serie. 24 Mal besteht die Hoffnung auf eine Auszeichnung, im Vorjahr waren es 19, das Jahr davor 16 - die Fan-Gemeinde von "Game of Thrones" unter den Academy-Mitgliedern wächst offenbar. Dazu kommen weitere Altbekannte unter den Nominierten: "Downton Abbey", "Homeland" - das nach der verschmähten dritten Staffel auf die Nominierungsliste zurückkehrte - sowie die Netflix-Serie "House of Cards". Vorjahressieger "Breaking Bad" ist logischerweise nicht mehr dabei - dafür eroberte aber das Spin-Off "Better call Saul" das Herz der Academy-Mitglieder und kann sich Hoffnungen auf eine Auszeichnung machen.
Insgesamt gab es sieben Nominierungen für "Better Call Saul", unter anderem auch für Bob Odenkirk als bester Hauptdarsteller. Es ist seine erste Emmy-Nominierung seit 1999, damals noch als Autor von "Mr. Show with Bob and David". Einen Emmy gewonnen hat er zuletzt 1993 als Autor für die "Ben Stiller Show". Als Schauspieler ist er nun sogar erstmals nominiert. Neben dem schon erwähnten Jon Hamm können sich auch Kyle Chandler für die Netflix-Serie "Bloodline", Jeff Daniels für "The Newsroom", Liev Schreiber für "Ray Donovan" und erneut Kevin Spacey für "House of Cards" Hoffnungen machen. In der Kategorie der besten Hauptdarstellerin hat sich einiges getan. Mit Elisabeth Moss, Claire Danes und Robin Wright sieht man zwar auch alte bekannte, doch dazu kommen gleich zwei Damen, die zum allerersten Mal eine Emmy-Nominierung erhielten: Viola Davis für ihre Rolle in "How to get away with Murder" und - wer hätte das noch für möglich gehalten - Tatiana Maslany für "Orphan Black". Die Television Academy hatte sie zum Unverständnis vieler bislang immer völlig ignoriert. Und letztlich könnte auch Taraji P. Henson für ihre Rolle im Quotenhit "Empire" den Emmy als beste Hauptdarstellerin in einer Dramaserie abräumen. Für sie ist es die zweite Nominierung in ihrem Leben.
Im Comedy-Bereich fällt auf, dass man sich offenbar langsam an "The Big Bang Theory" satt gesehen hat. Die Sitcom ist weder als Format nominiert, noch kann sich Vorjahres- und Dauersieger Jim Parsons Hoffnungen auf eine weitere Emmy-Auszeichnung machen. Stattdessen schaffte es die Amazon-Serie "Transparent" unter die Nominierten. Insgesamt gibt es für "Transparent" übrigens gleich elf Nominierungen, unter anderem für Jeffrey Tambor als bester Hauptdarsteller. Für die letzte Staffel könnte auch "Parks & Recreation", das bislang noch keinen einzigen Emmy auf dem Konto hat, einen Preis als beste Comedy-Serie einheimsen. Auch Amy Poehler ist als beste Hauptdarstellerin nominiert. Einen fast schon traditionellen Platz im Herzen der Academy-Mitglieder hat hingegen Tina Fey, die mit "30 Rock" etliche Emmys abgeräumt hat. Fast schon logisch, dass auch "Unbreakable Kimmy Schmidt" da - verdient - unter den Nominierten ist. Und dann darf neben den Vorjahresnominierten "Veep", "Silicon Valley" und "Louie" auch noch "Modern Family", das zuletzt fünf Mal in Folge gewonnen hat, versuchen, den Titel als Beste Comedy-Serie zu verteidigen. Neulinge in den personalen Kategorien: Anthony Anderson für "Black-ish" und Will Forte für "The Last Man on Earth" treten gegen Matt Leblanc, William H. Macy, Jeffrey Tambor, Louis C.K. und Don Cheadle an. Bei den Damen sind Lily Tomlin für "Grace and Frankie", Amy Schumer für "Inside Amy Schumer" und Lisa Kudrow für "The Comeback" erstmals für ihre jeweiligen Rollen dabei. Sie treffen auf Edie Falco, Julia Louis-Dreyfus und Amy Poehler.
Ein Blick noch auf die Kategorie der Mini-Serien. Mit 19 Nominierungen bleibt "American Horror Story" auch mit der "Freak Show" ein großer Liebling der Academy. Aber auch die HBO-Serie "Olive Kitteridge" kommt auf insgesamt 13 Nennungen, "American Crime" - aus Quotensicht für ABC kein wirklicher Erfolg - wurde immerhin zehn Mal nominiert. Und dann können such auch noch "The Honourable Woman" und "Wolf Hall" Hoffnung auf die Auszeichnung als beste Miniserie machen.
Insgesamt die meisten Nominierungen konnte wie schon erwähnt "Game of Thrones" (24) auf sich vereinen, gefolgt von 19 für "American Horror Story: Freak Show" und 13 für "Olive Kitteridge". 12 Nominierungen gab's für den HBO-Film "Bessie, je elf für "House of Cars", "Mad Men" und "Transparent". Nach Sendern führt wie immer HBO mit diesmal 126 Nominierungen, stärkstes Network ist ABC mit 42 vor CBS mit 41 Nominierungen. Netflix kommt auf 34, Amazon Instant Video auf 12. Und um die Umarmungs-Szene vom Eingang noch abzuschließen sei erwähnt: "So you think you can dance" ist auch als bestes Reality-Competition Program nominiert und Cat Deeley auch persönlich als Host.
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