Der FC Bayern München stellte seine Fans am Mittwoch im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Juventus Turin auf eine harte Probe. Doch auch beim ZDF wird man über weite Strecken des Abends hinweg mächtig gezittert haben, schließlich sah es nach der zwischenzeitlichen 2:0-Führung der Italiener so aus, als müsse der Sender für den Rest der Saison auf sein quotenstärkstes Zugpferd verzichten. Zwar hatte sich der VfL Wolfsburg bereits in der vergangenen Woche fürs Viertelfinale qualifiziert, doch aus Sicht der Quoten hinken die Wölfe den Bayern deutlich hinterher.

Während der Rekordmeister dem ZDF bislang jeweils mehr als acht Millionen Zuschauer einbrachte, liegt der Saison-Bestwert der Wolfsburger in der aktuellen Saison bei knapp sechseinhalb Millionen Fans. Nun kann man auf dem Lerchenberg also mindestens einmal noch auf Spitzen-Quoten durch die Bayern hoffen. Angesichts einer bislang vergleichsweise durchwachsenen Saison, die nicht zuletzt auf das Fehlen von Zugpferden wie Borussia Dortmund oder Schalke 04 zurückzuführen ist, kommt dem ZDF der Einzug der Bayern in die nächste Runde also gerade recht.

Freuen kann man sich aber auch bei Sky, denn weil noch zwei deutsche Vereine in der Champions League spielen, ist dem Bezahlsender ein weiteres exklusives Bayern-Spiel sicher. Wenn die Bayern im Viertelfinale dienstags ranmüssen, hat das ZDF nämlich erneut keinen Zugriff auf Live-Bilder. Die sogenannte "Follow-your-Team"-Regel, die es dem Free-TV-Sender erlauben würde, auch die Dienstagsspiele zu zeigen, greift nämlich ausschließlich dann, wenn nur noch eine deutsche Mannschaft im Wettbewerb vertreten ist - was erwiesenermaßen nicht der Fall ist.

Das Hinspiel der Bayern gegen Juventus Turin, das nicht im ZDF zu sehen war, hatte Sky Ende Februar mit 1,22 Millionen Zuschauern bereits einen neuen Saison-Rekord in der Champions League beschert – all jene Fans, die in Bars oder Kneipen mitfieberten, waren in diesen Zahlen wie immer noch gar nicht eingerechnet. Mit ähnlich hohen Zuschauerzahlen ist ganz sicher auch im Viertelfinale zu rechnen, was zugleich den Werbevermarkter Sky Media zufriedenstellen dürfte.

Nur einer wird beim nächsten Bayern-Spiel nicht mehr dabei sein: Franz Beckenbauer verabschiedete sich am Mittwochabend nach 25 Jahren als Sky-Experte. "Bevor man merkt, dass ich die Konzentration, die Begeisterung und das Feuer nicht mehr habe - und das spüre ich im Moment - ist es besser, wenn man sich trennt", ließ der 70-Jährige - sichtlich bewegt - wissen. Nach Abpfiff bekannte er, während des Spiels ein paar Gläser Wein zu sich genommen zu haben, und analysierte Pep Guardiolas emotionale Ansprache an die Mannschaft noch einmal in gewohnter "Kaiser"-Manier: "Wenn ihr das Spiel nicht gewinnt, dann kastriere ich euch" könnte Guardiola gesagt haben, mutmaßte Beckenbauer.

Wenig später war dann tatsächlich Schluss. Der zuletzt wegen der Sommermärchen-Affäre in die Kritik geratene Fußballexperte würdigte artig die "sozialen Werte" von Sky und verließ daraufhin ein letztes Mal das Studio – stilecht zu den Klängen von "Gute Freunde kann niemand trennen".

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