Es dauerte ein bisschen, bis sich die ZDF-Verantwortlich öffentlich hinter Jan Böhmermann stellten. Doch nachdem Intendant Thomas Bellut ihm vor einigen Tagen seine Rückendeckung aussprach, machte er nun gegenüber dem "Spiegel" deutlich, seinem Moderator im Rechtsstreit mit dem türkischen Präsidenten Erdogan vollen Rechtsschutz geben zu wollen. "Wir gehen mit ihm durch alle Instanzen", betonte der ZDF-Intendant gegenüber dem Nachrichtenmagazin. Er sagte diesen Satz offenbar, noch bevor Bundeskanzlerin Merkel am Freitag entschied, ein Strafverfahren gegen den Satiriker zuzulassen.

Dem "Spiegel"-Bericht zufolge habe sich Bellut gerade im Urlaub befunden, als die umstrittene Ausgabe des "Neo Magazin Royale" vor zwei Wochen ausgestrahlt worden war. Bellut habe die Sendung zwar live gesehen, allerdings noch vor dem Gedicht ausgeschaltet, das in den vergangenen Tagen allmählich zur Staatsaffäre hochgekocht ist. Das Gedicht mit dem Titel "Schmähkritik", in dem Böhmermann den türkischen Präsidenten unter anderem als "Ziegenficker" bezeichnet hatte, hält Bellut nach wie vor für einen Grenzfall.

Im "Spiegel" betonte Bellut, er habe die Entscheidung, die Szene aus der Mediathek zu löschen, aufgrund "meines persönlichen moralischen Wertesystems" getroffen. "Ich habe es mir nicht leicht gemacht. Aber ich halte sie nach wie vor für die am wenigsten falsche Entscheidung, die ich treffen konnte." Der zuständige ZDF-Redakteur, der die Gedicht-Passage vor der Ausstrahlung mit Böhmermann diskutiert und schließlich freigegeben habe, müsse aber "keinerlei disziplinarische Maßnahmen befürchten", sagte der Intendant und stellte klar: "Man kann das so oder so sehen."

Nach der Ausstrahlung der Sendung vom 31. März hatte das ZDF erklärt, dass die Passage, in der sich Böhmermann mit Erdogan auseinandersetzt, nicht den Ansprüchen entspricht, die das ZDF an die Qualität von Satiresendungen stelle.

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