Ende Juni wird sich RBB-Intendantin Dagmar Reim bekanntlich in den Ruhestand verabschieden. Bevor die NDR-Journalistin Patricia Schlesinger ihre Nachfolge antreten wird, stand am Dienstagabend in Berlin schon mal Reims offizielle Verabschiedung auf dem Programmplan. Dabei rief die 64-Jährige zu einem selbstbewussten Dialog der Medien mit dem Publikum auf. "Trotz der rasanten Beschleunigung im Netz ändert sich nichts an den alten journalistischen Tugenden: Erst denken dann senden", sagte Reim. Entscheidend sei allein, "ob unsere journalistische Kompetenz ausreicht, Schneisen in den immer dichter werdenden Informationsdschungel zu schlagen. Wir sollten das selbstbewusst tun - und im Gespräch mit unserem Publikum", so die Intendantin.

Die ARD-Vorsitzende und MDR-Intendantin Karola Wille attestierte Reim, sie habe "dem RBB in der großen ARD-Familie Profil und Gewicht" verliehen und "immer dann in der ARD Aufgaben übernommen, wenn es besonders schwierig wurde". Dazu zähle unter anderem, sich als Aufsichtsratsvorsitzende bei der Filmtochter Degeto zu engagieren. Wille: "Dagmar Reim ist und bleibt eine beständige Mahnerin für einen relevanten öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Und das mit Leidenschaft, Verantwortung und Augenmaß. Bei der Herkulesaufgabe der Senderfusion in Berlin und Brandenburg ist es ihr gelungen, den schwierigen Spagat des Interessenausgleichs zu meistern und dem Zwei-Länder-Sender RBB eine eigene Identität zu geben."

Die RBB-Rundfunkratsvorsitzende Friedrike von Kirchbach bezeichnete Reim vor rund 300 Gästen aus Kultur, Medien, Wirtschaft und Politik als "preußische Intendantin: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Fleiß, Toleranz, Bescheidenheit und Disziplin - zwar klingt das alles ziemlich streng - aber im Kosmos von Dagmar Reim komplettiert es sich mit einem unerschöpflichen Humor", sagte von Kirchbach. Wolf-Dieter Wolf, der Vorsitzende des Verwaltungsrats, hob Reims Rolle bei der Sender-Gründung aus der Fusion von ORB und SFB hervor: "Es galt, neutral zu bleiben und dort, wo es vorkam, Misstrauen und Ängste abzubauen. Es galt auch, gegenseitigen Respekt zu entwickeln, wo er noch nicht selbstverständlich war. Dieses ist Ihnen vortrefflich gelungen" sagte Wolf und erklärte, die scheidende Intendantin habe ihr Amt "mit großer Klugheit und Menschlichkeit geführt".

Dagmar Reim stand insgesamt 13 Jahre lang an der Spitze des RBB und führte als erste Frau einen öffentlich-rechtlichen Sender. Zuvor hatte sie beim Bayerischen Rundfunk, beim Westdeutschen Rundfunk und beim Norddeutschen Rundfunk gearbeitet. Ihr vorzeitiger Abschied vom RBB erfolgt aus privaten Gründen.

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