Zu 100 Prozent ist die Bavaria Film im Besitz der Öffentlich-Rechtlichen. Man habe daher die einerseits die Pflicht, andererseits aber auch die Lust, um über die finanzielle Situation zu berichten, sagte Christian Franckenstein, Vorsitzender der Geschäftsführung, am Dienstag in München bei einem Pressegespräch, das das Unternehmen nach Möglichkeit als feste Tradition verankern möchte. Zunächst also die wichtigsten Zahlen: 202,3 Millionen Euro betrug der Umsatzerlös, den die Bavaria Film im Geschäftsjahr 2015/16 vorzuweisen hat. "Solide unterwegs" sei man, betonte Franckenstein und erachtete das Betriebsergebnis in Höhe von 6,9 Millionen Euro als "am unteren Rand des Notwendigen". Es dominiert ein Stück weit also die Nüchternheit, wenngleich man sich "handlungsfähig und solide gerüstet für interessante Investitionsmöglichkeiten" sieht.

Doch schon jetzt ist einiges geschehen. Das teils dichte Beteiligungsgeflecht konnte erkennbar gestrafft werden und die Schaffung von drei Geschäftsbereichen – "Content", "Rights & Distribution" sowie "Studios & Services" – und zwei Segmenten – "Finanzbeteiligungen" und "Immobilien" macht nach außen hin deutlich, in welchen Feldern sich die Bavaria Film mittlerweile bewegt. "Die neue Struktur ist keineswegs starr, sondern unterliegt einem evolutionären Prozess", stellte Franckenstein jedoch klar. Zusammen mit Achim Rohnke will er nun die Weichen für ein Wachstum im Kerngeschäft stellen. Möglich werden soll das durch Veränderungen im Beteiligungsportfolio und eine Erhöhung von Anteilen bei einzelnen Unternehmen. So ist schon zum 1. Juli der Home-Entertainment- und Logistik-Spezialist Eurotape Media an die Nordkurier Mediengruppe verkauft worden. Weitere Veränderungen gab es mit Blick auf den Techikservice-Dienstleister Bavariapool Services, der zu 100 Prozent in die Bavaria Studios Gruppe überführt wurde, sowie bei der Bavaria Fernsehproduktion, an der die Bavaria Film seit wenigen Wochen eine Mehrheit von 51 Prozent hält.

Bis Ende kommenden Jahres soll der Umbau des Unternehmens abgeschlossen sein – gerade rechtzeitig also, um zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2019 gut aufgestellt zu sein. Doch schon jetzt denken Franckenstein und Rohnke an die Zeit danach. "Geiselgasteig 2025" nennt sich ein ergebnisoffen angelegtes Projekt, mit dem eine Zukunftsstrategie für den Heimatstandort erarbeitet werden soll. Von einem "Bewegtbildcampus" ist die Rede, wenn es um die Zukunftsperspektive geht. "Wir wollen unseren Campus auf Augenhöhe mit den anderen und neu entstehenden Medienstandorten im Großraum München bringen", kündigt Rohnke vollmundig an. Es gehe darum, die Bavaria "in die digitale Zeit zu führen" und zusätzlich zu den rund 100 Mietern weitere Partner anzusiedeln. "Beim Wettbewerb um gewerbliche Medienunternehmen, um Spitzenkräfte und um die beste Infrastruktur steht der Bavaria eine große Herausforderung bevor." Mal wieder, möchte man ergänzen.

Die wichtige Suche nach neuen Partnern

Bis dahin gilt es also auch, Standortnachteile wie die schlechte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr zu diskutieren. Doch schon jetzt ist es gelungen, neue Unternehmen auf das Gelände zu locken, darunter ARRI, den Shoppingsender 1-2-3.tv sowie Creative Forge, das sich auf moderne Internetproduktionen konzentriert. Hinzu kommt eine immer bessere Auslastung der Studios durch diverse Shows. Nachdem "Verstehen Sie Spaß?" bereits gewonnen werden konnte, entdeckt zunehmend auch ProSiebenSat.1 den Standort für sich – etwa für die bislang in Köln produzierte Kochshow "The Taste" oder das "ProSieben Länderspiel". Hinzu kommen zahlreiche öffentlich-rechtliche Serien-Dauerbrenner wie die "Rosenheim-Cops", diverse "SOKOs" und vor allem "Sturm der Liebe", die in Geiselgasteig entstehen.

Geht es nach Christian Franckenstein, dann könnte aber gerne noch eine weitere tägliche Serie hinzukommen. Alleine den Glauben an die Bereitschaft der Sender, derzeit in eine neue Daily zu investieren, fehlt dem Vorsitzenden der Geschäftsführung. Immerhin soll ab Herbst mit "Falk" jedoch eine neue Hauptabendserie fürs Erste entstehen und mit der Hochglanz-Serie "Das Boot" arbeitet man erstmals mit Sky zusammen. Nur allzu gerne würde die Bavaria Film auch mit anderen Privatsendern kooperieren – auch, weil von öffentlich-rechtlicher Seite kein großes Wachstum erwartet werden kann. Doch Franckenstein ist zumindest optimistisch, dass das Beauftragungsvolumen in der Branche den Tiefpunkt überwunden habe, was er zumindest ein Stück weit auch auf neue Impulse durch Streamingdienste wie Netflix und Amazon zurückführt.

Unklar ist derzeit vor allem das seit rund einem Jahr laufende Kartellamtsverfahren, das womöglich schon in den nächsten Tagen zum Abschluss kommen könnte. Man habe "vollumfänglich kooperiert", ließen Franckenstein und Rohnke beim Pressegespräch in München wissen, ohne jedoch ins Detail zu gehen. Finanziell ist man offenbar auf die Situation vorbereitet: "Wir gehen davon aus, in ausreichender Höhe Vorsorgungen getroffen zu haben", heißt es. Fortsetzung folgt in Kürze.