Hagen Boßdorf erhält prominente Unterstützung aus der Chefetage der ARD. Einen Tag nach der Entscheidung des NDR-Verwaltungsrates, die Auflösung des Vertrages mit Hagen Boßdorf, der zum 1. März 2006 Sportchef des Senders werden sollte, anzustreben, äußerten sowohl der Programmdirektor des Ersten Deutschen Fernsehens als auch der ARD-Vorsitzende deutliche Kritik.
Boßdorf, der bereits seit 2002 das Amt des ARD-Sportkoordinators innehat, soll dieses nach den Vorstellungen von Programmdirektor Dr. Günter Struve auch behalten. Über die Entscheidung des NDR-Verwaltungsrates zeigte Struve sich überrascht und kritisierte, dass Boßdorf "keine Gelegenheit hatte, persönlich vor dem Gremium diese Restzweifel auszuräumen." Struve weiter: "Ich plädiere für Hagen Boßdorf als ARD-Sportkoordinator,denn er ist nicht nur ein ausgezeichneter Fachmann, sondern auch ein sehr geschätzter Kollege."
Der ARD-Vorsitzende Dr. Thomas Gruber äußerte ebenfalls deutliche Kritik an der Entscheidung des NDR. "Zweifel allein rechtfertigen noch keine personellen Konsequenzen", so Gruber. Auch er bestätigte, dass Boßdorf Sportkoordinator bleibt, kündigte jedoch an, den Vorgang "einer eigenen Prüfung zu unterziehen", bei der unabhängige Experten zu Rate gezogen werden sollen."Die ARD hat eine Fürsorgepflicht gegenüber ihrem Mitarbeiter Hagen Boßdorf, der seine fachliche Eignung in den vergangenen 13 Jahren auf verschiedene Positionen innerhalb des Senderverbundes erfolgreich nachgewiesen hat", so Gruber.
Boßdorf selbst will gegen die Kündigung seines Vertrags beim NDR vor Gericht ziehen, wie sein Anwalt Peter-Michael Diestel ankündigte. Die gerichtliche Auseinandersetzung um seinen Vertrag wolle er nutzen, um zu beweisen, dass er "zu keinem Zeitpunkt IM der Staatssicherheit der DDR war", so Diestel.
Auslöser des Konflikts waren Berichte über Boßdorfs mutmaßliche Stasi-Vergangenheit. So soll er Ende der 80er Jahre als "Werber für westdeutsche Spitzel" angeworben worden sein. Boßdorf bestreitet, eine Verpflichtungserklärung unterschrieben zu haben und Aufträge erhalten oder Berichte geliefert zu haben.