Um angesichts der nach wie vor angespannten Haushaltslage in vielen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Geld in die Kassen zu bekommen, hat der WDR im Sommer 48 in seinem Besitz befindliche Kunstwerke verkauft (DWDL.de berichtete). "Wir werden die Werke nun wie geplant unter professionellen Bedingungen und zu einem angemessenen Preis verkaufen", erklärte Intendant Tom Buhrow damals. Nach der Auktion zeigte man sich offiziell zufrieden mit den erzielten Preisen.

Doch nun wird Kritik an der Vorgehensweise des WDR laut: Der "Focus" berichtet in seiner neuesten Ausgabe, dass etliche Kunstwerke inzwischen erneut verkauft wurden und dabei einen deutlich höheren Preis erzielt haben. So wurde etwa jüngst ein Werk für 85.000 Euro verkauft, dem WDR brachte es im Sommer nur etwas mehr als 40.000 Euro. Auch andere Kunstwerke seien inzwischen für mehr als das doppelte verkauft worden, schreibt der "Focus". Schuld sein soll das Auktionshaus in Großbritannien: Im Ausland würden deutsche Expressionisten nicht so sehr geschätzt wie im Inland. Deswegen seien die Verkäufe nun, sie fanden in Deutschland statt, auch deutlich besser gelaufen. In Großbritannien seien die Werke am Tag der Versteigerung zudem sehr spät verkauft worden - da waren dann viele Bieter schon gar nicht mehr anwesend.

Das hätte man beim WDR wissen müssen, so der Tenor des "Focus"-Berichts, der die Herangehensweise des Senders als "dilettantisch" bezeichnet. "Wir hätten die Werke in Berlin sicherlich nicht schlechter verkauft als Sotheby’s in London, ich glaube, eher besser. Die Auktion war erschreckend uninspirierend", sagt Bernd Schultz, Chef von Grisebach – einem der größten deutschen Auktionshäuser für klassische Moderne und zeitgenössische Kunst. Insgesamt, so der "Focus", habe der WDR drei Millionen Euro erzielen wollen, landete letztlich aber nur bei 2,8 Millionen. Wertverluste durch den Brexit hätten zusätzlich ein Loch von zehn Prozent gerissen.

Beim WDR kann man die Kritik nicht nachvollziehen: Gegenüber dem "Focus" sagt Unternehmenssprecherin Ingrid Schmitz, dass man weiterhin davon überzeugt sei, "mit der Versteigerung bei Sotheby’s die bestmögliche und wirtschaftlichste Verwertung seiner Kunstwerke im Paket ausgewählt zu haben". Dass einige der Werke nun in Deutschland zu deutlich höheren Preisen verkauft wurden, sei ein punktueller und so nicht zu erwartender Versteigerungserfolg.