Der "Tatort" sorgt Sonntag für Sonntag in der Primetime des Ersten für hervorragende Quoten und ist eines der zuschauerstärksten Formate im deutschen Fernsehen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die verschiedenen Filme der Reihe für viel Geld produziert werden. Nun hat sich der Hamburger Rechnungshof der Sache angenommen und gemeinsam mit anderen Rechnungshöfen neun von 18 "Tatort"-Produktionen des NDR überprüft, die zwischen 2012 und 2014 in Auftrag gegeben wurden.

Das Ergebnis dieser Überprüfung: Die Produktionskosten des NDR übersteigen die veranschlagten Beträge regelmäßig und teilweise um bis zu 20 Prozent. Im Schnitt kostet eine Ausgabe des "Tatorts" demnach 1,5 Millionen Euro, die des NDR schlagen dagegen mit 1,7 Millionen Euro zu Buche. Im Fokus steht besonders der "Tatort: Der große Schmerz" mit Til Schweiger, der 2,1 Millionen Euro gekostet haben soll und damit 40 Prozent über dem Durchschnitt lag. "Der große Schmerz" war der Film, in der Schweiger aka. Nick Tschiller gemeinsam mit Helene Fischer auftrat (DWDL.de berichtete).


NDR-Sprecher Martin Gartzke sagt gegenüber dem "Hamburger Abendblatt", dass man im Schnitt mit den Produktionskosten "nahe am ARD-Mittel" liege. Man setze aber eben auf besonders bekannte Schauspieler - die natürlich auch teurer sind. "Dies gilt für die Schauspielerinnen und Schauspieler, ebenso wie für Buch und Regie." Die Rechnungshöfe halten dagegen und stellen in ihrem Jahresbericht fest, dass auch in anderen Filmen der Reihe hochkarätige Darsteller mitwirken. Die Aufwendungen für Regie- und Drehbuchautoren seien außerdem zu vernachlässigen, weil sie in der Regel nur einen kleinen Teil des Budgets ausmachen.

Zudem verweist Gartzke gegenüber dem "Hamburger Abendblatt" auf teure Drehs im ländlichen Raum und die Quoten der NDR-"Tatorte": "Insgesamt haben in den Jahren 2012 bis 2015 zehn 'Tatorte' des NDR die Zehn-Millionen-Marke übertroffen – ein in dieser Breite herausragender Wert." Die Rechnungsprüfer stellen dazu nur trocken fest: "Die vom NDR erhoffte Reichweitensteigerung durch kostenintensivere Produktionen wird im Übrigen nicht durchgängig durch die Reichweitenmessung bestätigt." In der Tat lockte der Auftakt von Til Schweiger 2013 noch mehr als zwölf Millionen Menschen vor die TV-Geräte, zuletzt sahen aber weniger als acht Millionen Menschen zu. Schweigers Kino-"Tatort" floppte gnadenlos.

In die Kritik kommen auch die unterschiedlichen Gagen der Darsteller, die einen großen Teil der Produktionskosten ausmachen. "Die Rechnungshöfe haben den NDR aufgefordert, den Nachweis zu führen, dass insbesondere die hohe Spannweite bei den Vergütungen der Hauptdarsteller und die damit zusammenhängende hohe Varianz bei den Produktionskosten in einem angemessenen Verhältnis zur Reichweite der jeweiligen Tatortfolgen steht", heißt es dazu im Jahresbericht. NDR-Sprecher Gartzke verweist in diesem Punkt auf die Tatsache, dass Verträge mit Schauspielerin individuell ausgehandelt werden. "Dass renommierte, auch international erfolgreiche Darsteller einen höheren Marktwert erzielen als weniger bekannte Gesichter, liegt auf der Hand."

Der NDR ist übrigens nicht die erste ARD-Anstalt, die wegen der "Tatort"-Kosten ins Visier der Rechnungsprüfer kommt. Bereits Anfang Januar kritisierte der Thüringer Rechnungshof mangelnde Kostenkontrolle des MDR. Demnach habe der Sender unter anderem keine Anstrengungen unternommen, um die "Tatort"-Produktionskosten niedrig zu halten. Zudem fehle es beim MDR an Kriterien, mit denen man eine wirtschaftliche Bewertung der Angebote verschiedener Produktionsfirmen durchführen könne (DWDL.de berichtete).

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