Es ist im Februar 2016 gewesen, als Dunja Hayali mit einer bemerkenswerten Rede im Rahmen der Goldenen Kamera auf sich aufmerksam machte (DWDL.de berichtete). Sie habe danach tausende Mails von Zuschauern beantwortet und viel Zeit mit Diskussionen auf Facebook und Twitter verbracht. "Manchmal ließen sich dadurch Missverständnisse und Ungereimtheiten ausräumen, doch einige Diskutanten sind regelrecht 'verloren' für Journalisten. Die glauben uns nicht. Einige wollen es einfach auch gar nicht mehr", sagt sie nun in einem Interview mit der Goldenen Kamera. Viele dieser Diskutanten bräuchten eine Art Feindbild, glaubt Hayali. "Alles ist gut-böse, oben-unten, links-rechts, schwarz-weiß. Die Grautöne sind bei einigen flöten gegangen."

Am 25. Mai ist die Journalistin im Rahmen des "Auslandsjournal" mit ihrer Doku "Wenn Populisten regieren" zu sehen, dafür hat sie sich auf eine lange Reise um die ganze Welt begeben. Hayali hat in den USA, Frankreich, Ungarn und Griechenland recherchiert. Der Blick auf die US-Republikaner habe sie dabei am meisten überrascht. "Obwohl die Republikaner wissen, dass er lügt, ist er für sie eine moralische Instanz. Denn es geht gemeinsam gegen einen gemeinsamen Feind: das Establishment."

Das Internet bzw. die dortigen Entwicklungen sieht Hayali mit Besorgnis und kritisiert eine Art "Beschleunigungsmaschine". Hayali: "Eine Nachricht jagt die Nächste. Kaum noch Zeit für den distanzierten Blick oder das eigene Denken. Und so produzieren und konsumieren wir so viele Nachrichten, dass das eigene Bestätigungsdenken Überhand genommen hat. Das machen sich Populisten, aber auch andere zu eigen." So lange das Netz aber nicht von Diktatoren oder Autokraten kontrolliert werde, schaffe es Meinungs-Pluralismus.

Anfang April hatte das ZDF angekündigt, Hayalis Talk-Format "Donnerstalk" in diesem Jahr völlig neu aufzustellen. Im Zuge der Reform erhält die Sendung einen neuen Namen ("Dunja Hayali") und auch einen neuen Sendeplatz (DWDL.de berichtete), sonst ändert sich inhaltlich wenig. Ihr Ziel sei es nun, erst einmal sieben erfolgreiche Sendungen zu machen. Über eine mögliche Fortsetzung macht Hayali keine Angaben, sagt nur, dass man nach der Staffel weitersehen werde. Und auch dem "Morgenmagazin" will sie treu bleiben. "Weitere Reportagen würde ich im Moment nicht schaffen. [...] Im 'Morgenmagazin' fühle ich mich auch nach fast zehn Jahren super wohl. Das Team ist klasse, genau wie die Sendung. Ich habe alle Freiheiten der Welt, thematisch sind wir breit aufgestellt, ich kann viele Interviews führen und in Berlin sein."