Sat.1 hat in der vergangenen Saison ein paar größere Änderungen an seinem Programmschema vorgenommen. Die Zahl der US-Serien-Abende wurde reduziert, dafür wurde ein neuer Show-Abend geschaffen - allerdings mit bislang durchwachsenen Ergebnissen. Sonntags funktionierten "The Voice" und "The Voice Kids", neue Show-Formate wie "Little Big Stars" oder "It's Showtime" floppten aber gnadenlos. Daraus will man nun lernen: Der Sonntag bleibt zwar Shows vorbehalten, künftig sollen es aber eher bekannte Marken richten. "The Taste" wird etwa - neben der regulären Staffel am Mittwochabend - sonntags in einer Promi-Version zu sehen sein. Als Teilnehmer sind u.a. Elena Uhlig, Oliver Pocher, Patrick Lindner und Christine Theiss mit dabei. Auch die Tier-Castingshow "Superpets" wird künftig am Sonntagabend stattfinden, dann mit neuer Jury: Neben Michelle Hunziker bewerten künftig Jorge Gonzales und Christoph Maria Herbst die Talente der Tiere. Und die Primetime-Shows von "Promi Big Brother" werden künftig ebenfalls sonntags beheimatet sein. Nach der enttäuschenden vierten Staffel verspricht Sat.1 hier eine überarbeitete Version, die am 13. August an den Start geht.

Auch am Freitagabend setzt man weiterhin auf Show. Dort soll es vor allem lustig zugehen. Daher geniert man sich seit einiger Zeit auch nicht mehr, das Wort "Fun-Freitag" wieder in den Mund zu nehmen. Luke Mockridge hat dort zuletzt mit "Luke! Die Schule und ich" einen schönen Erfolg gelandet, daher bekommt er wenig überraschend eine weitere Primetime-Show: "Luke! Die 90er und ich". Darin soll er sein Lieblingsjahrzehnt feiern und Gäste aus dieser Zeit begrüßen - ein Konzept, das man in ähnlicher Form schon für alle möglichen Jahrzehnte bei den Kollegen von RTL bewundern konnte. Schon bekannt war, dass Kaya Yanar und Caroline Frier die neue Show "Das gibt's doch gar nicht" beisteuern. Ansonsten hält man an einigem fest, was man zuletzt gestartet hat: "Genial daneben" geht ebenso weiter wie die "Knallerkerle" - und trotz wenig erbaulicher Quoten erhält auch "Paul Panzers Comedy-Spieleabend" eine weitere Chance.

Zweite wichtige Primetime-Säule neben Shows ist natürlich die Fiktion. "Unser Herzstück ist und bleibt die Deutsche Fiction am Dienstagabend." Ein Herzstück, das man in der Vergangenheit allerdings nur bedingt gepflegt hat. In Sachen eigenproduzierter Serien hat man nach einer Saison, in der der Sender völlig blank dastand, zuletzt mit "Einstein" zumindest wieder eine Produktion mit ordentlichen Quoten im Programm platziert. Allein: Es fehlt noch immer an Nachschub. Im Frühjahr gibt's eine zweite Staffel, weitere Serien sind in dieser Saison aber nicht zu erwarten. Immerhin: Drei Serienpiloten soll es in diesem Jahr noch geben - ob und wann daraus dann weitere Serien werden, bleibt abzuwarten. Auch inhaltlich gab es von Sat.1 dazu keine weiteren Angaben.

Bleiben die eigenproduzierten Filme. Hier hatte Sat.1 die Anzahl in den letzten Jahren so stark zurückgefahren, dass angesichts übermäßig vieler Wiederholungen irgendwann auch die Zuschauer weg blieben. In der letzten Saison habe man die Zahl der Erstausstrahlungen aber wieder verdoppelt, so Kaspar Pflüger. Die erhöhte Schlagzahl will man halten. Neben den klassischen TV-Movies werden dort auch die deutschen Kinohits "Honig im Kopf" und "Der Nanny" in deutscher Erstausstrahlung zu sehen sein. Sat.1 will künftig auch wieder auf Reihen setzen. Eine erste steht mit Felicitas Woll an. "Das Nebelhaus" ist die Verfilmung des ersten Bandes der Bestseller-Reihe von Eric Berg. Auch sonst hat sich Sat.1 die Bücher zahlreicher bekannter Autoren gesichert - von Harlan Coben über Andreas Franz und Michael Tsokos bis Jojo Moyes. Das soll den Filmen ebenso wie prominente Besetzungen - als Namen werden Matthias Schweighöfer, Jasmin Schwiers, Tom Beck, Diana Amft, Hendrik Duryn, Jasmin Gerat und Hannes Jaenicke beispielhaft genannt - wieder mehr Aufmerksamkeit verschaffen.

Große Aufmerksamkeit erhofft man sich auch für den ersten Sat.1-Mehrteiler seit Längerem: Darin soll die Geschichte des "Circus Krone" erzählt werden. Hier holten die Präsentation die aktuellen Geschehnisse ein: "Mit großer Betroffenheit haben wir gestern Abend vom Tod der Zirkuschefin Christel Sembach-Krone erfahren, die mehr als zwei Jahrzehnte diese Geschichte maßgeblich mitgeschrieben hat. Wir drücken ihrer Familie unser tiefstes Mitgefühl aus", so Kaspar Pflüger. Montags und Donnerstags setzt Sat.1 unterdessen weiter auf die bereits bekannten zugekauften Krimi-Serien. Pflüger: "Wir haben die weltweit erfolgreichsten Crime-Serien bei uns. Und durch die Konsolidierung unserer US-Serien auf zwei Abende, konnten wir nicht nur unsere Marktanteile am Montag um über ein Prozentpunkt vs. Vorjahr steigern, sondern können unseren Zuschauern an den beiden Abenden natürlich deutlich mehr Erstausstrahlungen bieten." Nächster Neustart wird hier im Herbst "Bull" sein.

Der Mittwochabend bleibt dem Dokutainment vorbehalten. Während es ein Wiedersehen mit "The Taste" und der Promi-Version des "Großen Backens" geben wird, hat Sat.1 auch mehrere neue Formate angekündigt: "Jetzt oder nie - Das 100-Tage-Experiment" zeigt Menschen beim Versuch, ihren Lebenstraum in 100 Tagen umzusetzen, Nina Bott präsentiert "House Rules - Das Renovierungsduell", zudem wird Sat.1 das Format "Greetings from..." adaptieren. Promis begeben sich darin mit ihrer Familie auf eine Zeitreise und verbringen ein Wochenende in einem früheren Jahrzehnt. Am Sonntagvorabend steht unterdessen weiterhin Reality mit Gefühl auf dem Programm. Zu Formaten wie "Julia Leischik sucht: Bitte melde dich" oder "Hochzeit auf den ersten Blick" gesellt sich noch das "Hotel der Herzen", ein Datingformat für Senioren. Mit "Der Wunschbaum" erfüllt Sat.1 Kinderwünsche - die diese sich nicht für sich selbst, sondern für andere gewünscht haben. Und in "Projekt Superhund" werden zwei Hundetrainer dabei begleitet, wie sie aus Tierheim-Hunden Helfer für Menschen mit Handicaps machen.

Bleibt noch der Blick ins Tagesprogramm, das zwischenzeitlich zu einer Blaulicht-Monokultur mutierte. Mit "Klinik am Südring" hat man nun immerhin wieder ein paar andere Geschichten im Programm und will hier im Herbst auch weiter experimentieren. "Wärmere, frauenaffine Formate" sollen die Polizei-Formate Schritt für Schritt ersetzen. Auch am Vorabend soll es Änderungen geben - und dabei will man sich bei Sat.1 offenbar an einem der größten Quotenhits des Senders orientieren: Dem "Frühstücksfernsehen", das in diesem Jahr übrigens seinen 30. Geburtstag feiert. Noch bleibt man bei dem neuen Vorabendformat, das für Frühjahr 2018 geplant ist, vage. Senderchef Kaspar Pflüger orakelt aber: "Ich möchte den Zuschauer am Sat.1-Vorabend mit dem gleichen guten, positiven Gefühl im Feierabend willkommen heißen, mit dem wir sie am Morgen mit unserem Frühstücksfernsehen in den Tag schicken" - man darf also gespannt sein. Apropos Magazin: Im Wahljahr setzt Sat.1 hier vor allem auf Clus Strunz, der bekanntlich Anfang des Jahres "Akte" übernommen hat und für Sat.1 nicht nur das "TV-Duell" moderiert, sondern auch den Talk mit Vertretern der kleineren Parteien. Zudem sind Faktenchecks zu den Themen inneren Sicherheit und soziale Gerechtigkeit mit Strunz geplant.

"Die Transformation von Sat.1 geht weiter - und unser Ziel ist klar: Wachstum" - das ist die Ansage von Sat.1-Senderchef Kaspar Pflüger, der damit klar die Devise ausgibt, das Marktanteils-Niveau des Senders, das längst nicht nur einstellig, sondern regelmäßig sogar unter der 9-Prozent-Marke liegt, wieder anzuheben. Und auch ein anderes in den vergangenen Jahren in den letzten Jahren offensichtliches Problem räumt man bei Sat.1 indirekt ein: Dass schon rein quantitativ zu wenig Programm da war, um das Programm zu bestücken - der monatlich erhobene Frische-Index, der Sat.1 nach kurzen Strohfeuern immer wieder enorm hohe Widerholungsraten attestierte, sprach hier häufig Bände. "In der kommenden TV-Saison investieren wir deutlich in zusätzliches Programm – für mehr Erstausstrahlungen und spannende TV-Highlights", sagt Kaspar Pflüger. Wenn Selbsterkenntnis der erste Weg zur Besserung ist, dann ist ein großer Schritt gemacht.