Die großen Sender der ProSiebenSat.1-Gruppe hängen im Quotentief, ProSieben fällt im August voraussichtlich erstmals seit Jahren hinter Sat.1 und kommt auf kaum mehr als 8 Prozent Marktanteil - dass sich das auf Dauer auch auf die Werbeeinnahmen auswirken muss, liegt auf der Hand. Trotzdem gab man sich noch vor einer Woche auf DWDL.de-Anfrage gelassen. Zwar war schon das zweite Quartal in Sachen TV-Werbeeinnahmen hinter den Erwartungen zurückgeblieben, doch man verwies darauf, dass man ein stärkeres zweites Halbjahr erwartet. Nur eine Woche später sieht die Welt in Unterföhring nun offenbar schon wieder anders aus.

"Nach einem erfolgversprechenden Einstieg in das Quartal weisen frühzeitige Kunden-Rückmeldungen für September - der in Bezug auf den Umsatzbeitrag der wichtigste Monat des aktuellen Berichtszeitraums ist - darauf hin, dass die bisherigen Erwartungen bezüglich verbesserter TV-Werbeeinnahmen im Segment Broadcasting German-speaking der ProSiebenSat.1 Group im dritten Quartal 2017 voraussichtlich nicht erreicht werden", heißt es in einer Mitteilung, die der Konzern ungewöhnlich spät erst um 20:25 Uhr verschickte.

Zwar gehe man weiterhin davon aus, dass die Werbeausgaben auf das Jahresende verlagert würden - sprich: Man hofft auf das 4. Quartal - jedoch erwarte man für den gesamten deutschen TV-Werbemarkt auf Jahressicht nun kein kleines Wachstum von 1,5 bis 2,5 Prozent mehr, sondern Stagnation. Wachstum erwartet ProSiebenSat.1 in Sachen Werbung nur noch, wenn man konzerninterne Kunden wie ParshipElite oder Verivox hinzurechnet - dann könne der TV-Werbeumsatz im niedrigen einstelligen Prozentbereich wachsen. Letztlich zahlt der Konzern sich diese Umsätze aber selbst, da diese Unternehmen mehrheitlich ProSiebenSat.1 gehören.

Während das TV-Werbegeschäft also zum Sorgenkind mutiert, läuft es andernorts gut. In den Bereichen Distribution, dem Produktionsgeschäft sowie im Digitalen erwarte man eine "anhaltend positive Geschäftsentwicklung", sodass es trotz der Probleme enen Anstieg des Konzernumsatzesim mittleren einstelligen Prozentbereich geben soll. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll zumindest stabil bleiben (adjusted EBITDA). Angesichts des robusten Geschäfts außerhalb der TV-Werbung hält ProSiebenSat.1 auch an den Finanzzielen fürs Gesamtjahr fest. Sprich: Umsatz und Gewinn sollen weiterhin wachsen.

Im Lichte dieser Entwicklungen hat ProSiebenSat.1 zudem angekündigt, seine Konzern-Struktur zu überdenken. So soll das Sendergeschäft (Broadcasting German-speaking) mit dem Bereich Digital Entertainment möglicherweise zu einem gemeinsamen Entertainment-Segment zusammengefasst werden. Damit wolle man "mittelfristig nennenswerte Kostensynergien" realisieren. Für das Produktionsgeschäft, also Red Arrow Entertainment, prüfe man ebenso wie für den Bereich Commerce alle Optionen. Konkret heißt das: Man könnte die Segmente oder Teile davon an die Börse bringen oder sich mit anderen Unternehmen zusammentun. "Co-Investitionen oder Unternehmenskombinationen", heißt es wörtlich in der Mitteilung. Weitere Details dazu soll es am 9. November im Zuge der Vorlage der nächsten Quartalszahlen geben.