Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat ARD, ZDF, RTL und Sat.1 dafür kritisiert, dem Wunsch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) entsprochen zu haben, erneut nur ein TV-Duell im Vorfeld der Bundestagswahl auszustrahlen. "Die Sender hätten im Zweifel lieber auf das Duell verzichten sollen, als sich den Wünschen der Kanzlerin zu beugen", sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall und forderte, ein zweites TV-Duell in geändertem Format nachzuschieben.

Dass dies geschieht, scheint weniger als vier Wochen vor der Wahl allerdings ausgeschlossen zu sein. Und so wird es am kommenden Sonntag wohl das einzige direkte Aufeinandertreffen von Merkel und ihrem SPD-Kontrahenten Martin Schulz geben. Überall äußerte indes auch Kritik an den Forderungen des Merkel-Lagers, gegenüber den TV-Duellen der Vergangenheit keine Änderungen zuzulassen. "Ich wundere mich, dass der Regierungssprecher den Sendern offenbar vorschreiben kann, wie das Fernsehduell ablaufen soll", so der DJV-Chef.

Merkel selbst wies die Vorwürfe am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Berlin zurück. Es sei "guter Stil, dass man über die Modalitäten spricht, wie die Dinge ablaufen können", sagte die Kanzlerin, die keinen Widerspruch zur Pressefreiheit sieht. Die Freiheit, darüber zu entscheiden, ob man eine Einladung zu einer solchen Sendung annehme oder nicht, sei "ja immer genauso wichtig wie die Freiheit der Presse und die Unabhängigkeit". Zudem habe sich das Format der Vergangenheit sehr gut bewährt. "Deshalb war unsere Vorstellung davon, dass wir das auch im Kern so beibehalten."

Die vier Fernsehsender hatten sich zwei TV-Duelle gewünscht - eines bei den Öffentlich-Rechtlichen, eines bei den Privaten. Dies stieß im Kanzleramt allerdings auf ebenso wenig Gegenliebe wie der Vorschlag der Sender, die Sendung in zwei Blöcke mit jeweils zwei Moderatoren aufzusplitten. Stattdessen werden am kommenden Sonntag nun erneut vier Moderatoren zwei Politikern gegenüberstehen. Die vier großen Sender schicken diesmal Sandra Maischberger, Maybrit Illner, Peter Kloeppel und Claus Strunz ins Rennen.

"Ein Duell ist besser als kein Duell"

Angesprochen auf die Kritik des DJV, gaben sich die vier Sender auf DWDL.de-Nachfrage zahm. "Ein Duell ist besser als kein Duell. Damit tragen wir dem Interesse einer breiten Öffentlichkeit an einer direkten Konfrontation zwischen der Kanzlerin und dem Spitzenkandidaten der SPD Rechnung", erklärten sie in einem gemeinsamen Statement. "Deshalb sind die einladenden Fernsehsender zu dem Modell zurückgekehrt, das seit 2005 praktiziert wird. Wir vertrauen darauf, dass die Moderatorenpaare - Maybrit Illner und Peter Kloeppel, Sandra Maischberger und Claus Strunz - die Situation journalistisch auf den Punkt bringen und die Duellanten mit den Fragen konfrontieren werden, die die Wählerinnen und Wähler erwarten."

Zuvor hatte schon der ehemalige ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender Kritik geäußert. "Die Einigung ist unter Erpressung durch das Kanzleramt zustande gekommen", schimpfte er im "Spiegel" (DWDL.de berichtete). "Solche Vereinbarungen nennt man sittenwidrig." Als Fernsehformat sei das TV-Duell eine "Missgeburt", so Brender.

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