ProSiebenSat.1-Vorstand Conrad Albert hat die von ARD und ZDF vorgelegten Sparvorschläge als "Reförmchen" bezeichnet. "Das Problem ist, dass ARD und ZDF selbst die Vorschläge für Einsparungen und Reformen ausarbeiten sollen. Das ist in etwa so, als ob ich den Frosch bitte, den eigenen Sumpf trockenzulegen", sagte Albert in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Freitags-Ausgabe). "ARD und ZDF argumentieren, die Gebühren müssen weiter steigen, damit sie später besser sparen können. Klingt für mich fast wie ein Gag aus der 'heute-show'."

Rechne man das in Relation zum Rundfunkbeitrag, dann seien das Einsparen von etwa einem Prozent pro Jahre über die nächsten zehn Jahre. "Da fehlt für mich die Ernsthaftigkeit und echtes Problembewusstsein", so Albert, der mit Blick auf die Debatte um die Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen gleich mehrere Fragen formuliert: "Brauchen wir wirklich zwei Anstalten, also ARD und ZDF? Brauchen wir wirklich jede einzelne ARD-Anstalt, sei sie noch so klein? Brauchen wir zwei sich überlappende Korrespondentennetzwerke? Brauchen wir mehr als 200 öffentlich-rechtliche TV-, Radio- und Digitalangebote?"

In der "Süddeutschen Zeitung" wiederholte Albert noch einmal seine Forderung nach einer Beteiligung privater Fernsehsender am Rundfunkbeitrag. Sein Haus sei "davon überzeugt, dass relevante Inhalte gefördert und finanziert werden sollten - und zwar unabhängig davon, wer sie sendet oder produziert - und nicht einzelne Sender oder Institutionen", sagte er mit Verweis auf das jüngere Durchschnittsalter der Zuschauer bei den Privaten. Zugleich machte der ProSiebenSat.1-Vorstand deutlich, keine Finanzierung von Angeboten zu wollen, die man heute bereits produdziere, "sondern für zukünftig mehr Public-Value-Sendungen".

Angesprochen auf den Verkauf des Nachrichtensenders N24 vor acht Jahren, erklärte er, dass diese Entscheidung damals richtig gewesen sei. Die Nachfrage nach Nachrichten sei in den letzten Jahren wieder gestiegen. Dass ProSiebenSat.1 in absehbarer Zeit wieder selbst Nachrichten produzieren wird, scheint jedoch eher ausgeschlossen zu sein. Conrad Albert in der "SZ": "Wir denken immer in viele Richtungen. Derzeit steht eine solche Entscheidung nicht an."

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