Die Ära von Tanit Koch, der ersten Chefredakteurin der "Bild"-Zeitung, endet nach wenig mehr als zwei Jahren: Anfang 2016 übernahm sie die Verantwortung für die gedruckte Ausgabe der "Bild"-Zeitung, bekam aber schon ein Jahr später Julian Reichelt - eigentlich für die digitalen Produkte der "Bild" verantwortlich - als übergeordneten Vorsitzenden aller "Bild"-Chefredaktionen vor die Nase gesetzt. Dass dieses Zusammenspiel nie funktionierte, war ein offenes Geheimnis, ein Machtkampf tobte.

Nun zieht Tanit Koch Konsequenzen und nimmt Ende Februar ihren Hut. Sie scheide auf eigenen Wunsch aus dem Verlag aus, heißt es in einer offiziellen Mitteilung. Julian Reichelt ist damit endgültig der starke Mann bei "Bild" und trägt nicht nur weiterhin die übergeordnete redaktionelle Verantwortung für alle "Bild"-Marken, sondern direkt auch die Verantwortung für die gedruckte "Bild". Neben Reichelt gehören weiterhin Marion Horn für die "BamS", Miriam Krekel für die "B.Z." und Ulrike Zeitlinger als Stellvertreterin des "Bild"-Chefredakteurs dem Chefredakteurs-Gremium an.

Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner räumt in seinem Statement auch erstaunlich offen ein, dass es hinter den Kulissen geknirscht hat: "Tanit Koch ist es mit viel Leidenschaft und Kompetenz gelungen, eine beispiellose journalistische Karriere bei Axel Springer zu absolvieren. Ich selbst war dabei, als wir sie vor 13 Jahren beim Auswahlverfahren für unsere Journalistenschule für Axel Springer gewinnen konnten. Innerhalb eines Jahrzehnts hat sie es von der Volontärin an die Spitze von Europas größter Tageszeitung geschafft. Für 'Bild' hat sie Großartiges geleistet, zuletzt als Chefredakteurin. Die Verantwortungskonstellation in der Chefredaktion war zwar gut gemeint, hat aber in der Praxis nicht funktioniert, weil diese Aufstellung nicht zu 'Bild' passt. 'Bild' braucht ganz klare Verhältnisse. Wir bedauern das Ausscheiden von Tanit Koch sehr, verstehen und akzeptieren ihre Motivation für diesen Schritt und wünschen ihr Glück und Erfolg."

In ihrer Abschiedsmail an die Redaktion spricht Tanit Koch die Gründe - das gestörte Verhältnis zu Julian Reichelt - ebenfalls an: "Wenn zwei Menschen professionell nicht harmonieren, lässt sich das eine Zeitlang durch Kompromisse ausgleichen. 2017 war davon geprägt, bis meine Kompromissbereitschaft an ihre Grenzen gelangte." Sie verlasse die Redaktion aber "mit einem Lächeln".

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