Am Mittwochnachmittag kommen spannende Neuigkeiten aus Paris: Der französische Fernsehproduzent Banijay bestätigt gegenüber DWDL.de, die bisherigen Anteile an der Kölner Produktionsfirma Brainpool aufzustocken. Bereits seit Juli 2009 halten die Franzosen schon 50 Prozent der Anteile am Unternehmen. Damals verkauften Jörg Grabosch, Ralf Günther, Andreas Scheuermann und Stefan Raab jeweils die Hälfte ihrer Anteile und hielten fortan nur noch je 12,5 Prozent der Firmenanteile. Jetzt zieht sich Stefan Raab als Gesellschafter aus Brainpool zurück, wie Banijay gegenüber DWDL.de erklärt.

Künftig hält man in Form von 62,5 Prozent der Anteile die Mehrheit an der Kölner TV-Produktionsfirma. Über den Kaufpreis wurden wenig überraschend keine Angaben gemacht. Im gleichen Zug, so teilt Banijay am Mittwochnachmittag mit, werde Stefan Raab wiederum Hauptgesellschafter seiner Firma Raab TV, einer Brainpool-Tochter. Brainpool hat bekanntermaßen in seiner Geschichte mit vielen wichtigen Köpfen dezidierte Joint Ventures gegründet. Auf diesem Wege bleibe man weiterhin miteinander verbunden. Eine Stellungnahme von Brainpool zu den Anteilsverkäufen ist angefragt, liegt derzeit aber noch nicht vor.

Die Übernahme der Mehrheit bei Brainpool durch den Zukauf von Raabs Anteilen ist jedoch nicht der einzige Schritt im deutschen Markt. Banijay will 2018 im deutschen Markt deutlich stärker als bislang Fuß fassen und aktiver werden. Neben der Brainpool-Beteiligung wird mit Banijay Productions Germany noch eine zweite Firma für TV-Produktionen aufgebaut. Dieses Detail dürfte auch noch sehr spannend werden, besonders personell. Der in Paris beheimatete Produktionskonzern Banijay ist über den französischen Heimatmarkt hinaus übrigens auch bereits in Australien, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Indien, Italien, Neuseeland, den Niederlanden, Norwegen, Russland, Schweden, Spanien und den USA geschäftlich aktiv.

Ein Produktionshaus mit sehr bewegter Geschichte

Brainpool wurde 1994 von Jörg Grabosch, Martin Keß und Ralf Günther gegründet und gehört zu den schillerndsten deutschen TV-Produktionshäusern, was sowohl an den produzierten Formaten als auch einer bewegten geschäftlichen Historie liegt. In der Börseneuphorie zur Jahrtausendwende ging das Unternehmen an die Börse, wurde erst von VIVA Media übernommen und später Teil von Viacom als der US-Konzern wiederum VIVA Media übernahm. Zum 1. Januar 2007 wurde Brainpool im Rahmen eines Management-Buyouts wieder selbstständig und Jörg Grabosch, Ralf Günther, Andreas Scheuermann sowie Stefan Raab zu Gesellschaftern mit je 25 Prozent der Anteile bevor dann 2009 Banijay einstieg.

Zu den bekanntesten Produktionen von Brainpool gehörte anfangs die "Harald Schmidt Show", später dann lange "TV Total", "Die Wochenshow" und zahlreiche weitere Comedyformate wie "Ladykracher", "Stromberg" oder auch "Pastewka". Zu den Highlights gehörte ebenso der Primetime-Erfolg "Schlag den Raab" sowie die Phase der Zusammenarbeit zwischen ARD, ProSieben und Brainpool beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest, der mit dem Sieg von Lena Meyer-Landrut in Oslo von Erfolg gekrönt war. Nach Raabs Abschied in die TV-Rente ging Brainpool durch eine schwierige Zeit. Zuletzt jedoch, u.a. dank Luke Mockridge und dem Amazon-Deal für zwei Staffeln "Pastewka", hatte sich Brainpool wieder gefangen, auch wenn das von Raab TV und Brainpool produzierte "Das Ding des Jahres" aktuell eher enttäuscht.

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