Weil Brainpool-Geschäftsführer Jörg Grabosch im März eine einstweilige Verfügung gegen die von Banijay geplante Brainpool-Gesellschafterversammlung erwirkt hatte, wurden damals keine Entscheidungen getroffen. Nun hatte Banijay am vergangenen Freitag erneut zu einem Treffen der Gesellschafter geladen - auch dagegen erwirkte Grabosch vor dem Landgericht Köln eine einstweilige Verfügung (DWDL.de berichtete). Dennoch hat die Gesellschafterversammlung stattgefunden und auch einige Dinge beschlossen.

Banijay und Stefan Raab, die zusammen 62,5 Prozent an Brainpool halten, auf der einen und Jörg Grabosch, Andreas Scheuermann und Ralf Günther mit ihren jeweils 12,5 Prozent auf der anderen Seite haben gemeinsam abgestimmt. Für Banijay waren CEO Marco Bassetti und COO Peter Langenberg anwesend. So wurde Peter Langenberg zum neuen Geschäftsführer von Brainpool berufen, das ist schon seit einiger Zeit der Plan. Zudem wurden Grabosch und Scheuermann als Geschäftsführer der Brainpool Beteiligungsgesellschaft mbH, der Brainpool TV GmbH und der Raab TV Produktion GmbH abberufen - behalten ihre Posten aber einstweilen trotzdem.

Grabosch und Scheuermann haben nämlich unmittelbar nach der Gesellschafterversammlung die nächste einstweilige Verfügung vor dem Landgericht Köln beantragt, die die Richter auch sofort erlassen haben. Diese untersagt es, Grabosch und Scheuermann abzuberufen, gleichwohl müssen sie künftig alle Entscheidungen gemeinsam mit Peter Langenberg treffen.

"Jörg Grabosch und Andreas Scheuermann bleiben bis zur gerichtlichen Klärung der Rechtmäßigkeit des Antrags auf ihre sofortige Abberufung Geschäftsführer der Brainpool Beteiligungsgesellschaft", teilen die beiden Geschäftsführer ihren Mitarbeitern schriftlich mit. Das Landgericht Köln weist in der einstweiligen Verfügung, die DWDL.de vorliegt, ausdrücklich daraufhin, dass Langenberg und Banijay den beiden Geschäftsführern auch weiterhin den Zutritt zu den Geschäftsräumen und die Nutzung der Betriebseinrichtung erlauben muss. Zudem haben Grabosch und Scheuermann auch weiterhin den Anspruch auf Einblick in die Geschäftsunterlagen.

Die Fronten zwischen den streitenden Parteien sind derart verhärtet, dass eine gütliche Einigung inzwischen unrealistisch scheint. Nun droht Brainpool auch noch ein Stillstand in der Geschäftsführung. Es ist kaum vorstellbar, dass die neu besetzte Geschäftsführung in wichtigen Punkten Einigkeit zeigt und zusammen entscheidet. Letztlich wird es wohl darauf ankommen, wann und wie der Streit vor Gericht endet. Wie lange das dauert, ist derzeit aber noch nicht abzusehen. Derzeit sieht es aber so aus, als könnten Grabosch und Scheuermann ihr Aus mit Hilfe der Justiz allenfalls hinauszögern.

Banijay hatte erstmals Ende Februar angekündigt, die Mehrheit an Brainpool übernehmen und auch darüber hinaus aktiver im deutschen Markt werden zu wollen. So gründete man zusätzlich Banijay Productions Germany, dieses Unternehmen wird von Arno Schneppenheim geleitet. Oberster Banijay-Chef in Deutschland soll der ehemalige Endemol-Shine-CEO Marcus Wolter werden (DWDL.de berichtete). Ab August 2018 wird Wolter alle Geschäftsfelder von Banijay in Deutschland verantworten, inklusive der Produktionsfirmen Brainpool und Banijay Productions Germany. Zusätzlich wird er Gesellschafter des Unternehmens, wie viele Anteile er hält, ist aber unklar.