Foto: DWDLErst rund anderthalb Jahre ist es her, seit das ZDF mit "Bianca - Wege zum Glück" ein neues Genre im deutschen Fernsehen etablierte: Die Telenovela. Seitdem ist viel passiert: Die Quoten schossen nicht nur bei "Bianca" durch die Decke, vor allem auch SAT.1 mit "Verliebt in Berlin" setzte am Vorabend zu einem kaum für möglich gehaltenen Höhenflug an. Die Folge: Die ARD sprang mit zwei Formaten auf den Zug auf, das ZDF nahm neben der "Bianca"-Nachfolgerin "Julia" noch "Tessa" ins Programm, ProSieben wollte ebenfalls nicht nachstehen und auch bei RTL soll Gerüchten zufolge schon an einer eigenen Telenovela gearbeitet worden sein.

Doch selten zuvor sprangen so viele Sender in so kurzer Zeit mit so vielen Formaten auf den fahrenden Zug auf - und so griffen mal wieder die Gesetze des Marktes. Die ARD beendete "Sophie - Braut wider Willen", das am Vorabend eher mäßig erfolgreich war, das ZDF konnte mit "Julia" nicht an den "Bianca"-Erfolg anknüpfen und landete mit "Tessa" einen Megaflop - und verkürzte erstmals in der Telenovela-Geschichte ein Format, statt es zu verlängern. Nicht viel besser ergeht es auch ProSieben derzeit mit "Lotta in Love".

Der Euphorie der Senderchefs dürfte spätestens seit den jüngsten Fehlschlägen wohl Ernüchterung, oder zumindest Bangen gefolgt sein. So wird man auch beim mit "Verliebt in Berlin" äußerst erfolgreichen SAT.1 wohl eher mit einem unguten Gefühl im Magen dem nahenden Ende der Serie entgegensehen, ist es doch äußerst ungewiss, wie sich der bereits geplante Nachfolger schlagen wird.

Offen die Abkehr vom Genre Telenovela verkündete in diesem Umfeld nun ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut. Zwar werde "Julia - Leben für die Liebe" weiter am Nachmittag ausgestrahlt, doch weitere Telenovelas seien weder am Nachmittag noch am frühen Abend geplant. Der Markt sei "offenkundigt gesättigt", so Bellut. Es gebe nicht genug Zuschauer, die sich regelmäßig noch eine tägliche Nachmittagsserie anschauen wollten.

Den Versuch, mit "Tessa" eine zweite ZDF-Telenovela am Nachmittag zu etablieren, verteidigte Bellut jedoch. Nach menschlichem Ermessen habe man davon ausgehen können, dass nach dem Erfolg von "Bianca" dieser mit einem zweiten Telenovela-Sendeplatz am Nachmittag fortsetzbar sei, was sich jedoch als Irrtum herausgestellt habe. Dass mit "Tessa" und "Sturm der Liebe" zeitweise gleich zwei Telenovelas zur gleichen Sendezeit liefen, verschweigt Bellut dabei natürlich.

Stattdessen setze das ZDF am Nachmittag künftig auf Doku-Soap-Format "über Menschen und Tiere". "Tierisch Kölsch" läuft derzeit am Nachmittag beim ZDF aber ebenfalls nur mit bescheidenem Erfolg. Vielleicht ist auch hier der Markt gesättigt - hat doch das Erste mit "Pinguin, Löwe & Co" ein erfolgreicheres Pendant im Programm.

Die Absage an "tägliche Serien" betrifft offenbar auch die vor einigen Monaten angekündigte erste tägliche ZDF-Serie im Vorabendprogramm. Ursprünglich sollte im Sommer eine 40 bis 50 Folgen lange seichte Liebesgeschichte am Vorabend gezeigt werden und als Test für eine länger angelegte tägliche Vorabendserie dienen. Doch diese Pläne wurden nun gestoppt. Stattdessen will man weiterhin die etablierten Formate auf dem Sendeplatz nach den "heute"-Nachrichten zeigen.