Erst im März haben die Veranstalter der Filmfestspiele von Cannes Netflix von dem Wettbewerb ausgeschlossen. Sie führten eine neue Regel ein, die besagt, dass eingereichte Filme auch in den französischen Kinos zu sehen sein müssten. Weil das französische Kulturgesetz aber vorschreibt, dass Netflix die Filme dann erst zwei bis drei Jahre später zeigen dürfte, kommt es nun zu dem großen Knall, der sich bereits im vergangenen Jahr angedeutet hatte. Ted Sarandos, Chief Content Officer von Netflix, hat gegenüber "Variety" nun jedenfalls bestätigt, dass man dem Festival ganz fern bleiben werde.

Die Veranstalter hatten Netflix angeboten, ihre Filme außer Konkurrenz zu zeigen. Doch darauf legt man beim Streaming-Giganten offenbar keinen Wert. Mit den Regeländerungen hätten die Veranstalter ein klares Signal gesandt, so Sarandos. Ein Start außer Konkurrenz mache für ihn keinen Sinn: "Wir wollen, dass unsere Filme nach den gleichen Kriterien beurteilt werden, wie die der anderen Filmemacher. Wenn wir diesen Weg gehen würden, bestünde die Gefahr, dass unsere Filme und Filmemacher respektlos auf dem Festival behandelt werden könnten. Ich denke nicht, dass es gut für uns wäre, dort anwesend zu sein", so Sarandos.

Im vergangenen Jahr kam es in Cannes bei der Vorführung des Netflix-Films "Okja" zu einem Eklat. Als das Netflix-Logo im Vorspann auftauchte, buhte das Publikum in Saal. Später musste der Film aufgrund von technischen Problemen neu gestartet werden (DWDL.de berichtete). Auch "The Meyerowitz Stories" war im vergangenen Jahr zum Wettbewerb an der Côte d’Azur zugelassen, beide Filme gewannen allerdings keine Preise.

Komplett boykottieren will Netflix die Filmfestspiele aber nicht. Eine kleine Delegation von Mitarbeitern aus der Film-Akquise werde vor Ort sein, weil einige der in Cannes gezeigten Streifen noch keinen Vertrieb hätten, so Sarandos.