Der WDR-Rundfunkrat hat sich am Dienstag mit den jüngst aufgekommenen Vorwürfen sexueller Belästigung beschäftigt und eine Stellungnahme beschlossen, in der Intendant Tom Buhrow aufgefordert wird, "die Aufarbeitung bekannter Fälle sowie die Prävention sexueller und anderer Übergriffe innerhalb des WDR und im Wirkungskreis des Senders im Rahmen eines Schutzkonzeptes offensiv und vorbehaltlos voranzutreiben und notwendige Konsequenzen zu ziehen".

Man bestärke Buhrow, "nach innen und außen offensiv und transparent zu kommunizieren, dabei aber das Prinzip der Unschuldvermutung zu wahren und die Persönlichkeitsrechte Betroffener zu schützen". Genau das dürfte sich letztlich als Drahtseilakt erwiesen, wie auch der Intendant selbst deutlich machte. "Als Arbeitgeber sind wir verpflichtet, beiden Seiten gegenüber gerecht zu bleiben. Das schränkt natürlich die Möglichkeiten zu öffentlichen Stellungnahmen ein", sagte Buhrow laut "Süddeutscher Zeitung".

Er machte zugleich klar, sich "weder in der einen noch in der anderen Richtung" von seinem Kurs abbringen zu lassen, "korrekt aufzuklären". Inzwischen sollen sich bereits 16 Frauen bei den verschiedenen Anlaufsstellen des Senders gemeldet haben, berichtete Buhrow dem Rundfunkrat. Erst vor zwei Wochen hatte der WDR die ehemalige EU-Kommissarin Monika Wulf-Mathies damit beauftragt, die Aufarbeitung zu leiten. Wenige Tage später wurde Fernsehspielchef Gebhard Henke freigestellt, der die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bestreitet.

Unterdessen machte sich der WDR-Rundfunkrat am Diensteg für Maßnahmen stark, die dazu beitragen, "strukturelle Defizite und Risiken zu erkennen, um Fehlverhalten effektiv zu vermeiden". Vorgeschlagen werden ein Ethik- und Verhaltenskodex und ein Meldeverfahren, das die personenbezogenen Daten Beteiligter schütze. Tom Buhrow will nun ganz offensichtlich tiefer bohren. MeToo sei zwar das Kernthema, "aber es gibt darüber hinaus Unbehagen und Frust, die sich hier Bahn brechen", so der Intendant vor dem Gremium.

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