Dass die ARD den im Kino gefloppten "Tatort" mit Til Schweiger im Juli ausstrahlen will, kommt bei dem Schauspieler erwartungsgemäß nicht allzu gut an. "Ich hätte mir einen anderen Termin, zum Beispiel nach der Sommerpause, als Auftakt der neuen 'Tatort'-Saison oder, noch besser, im Herbst gewünscht", sagte Schweiger in einem Interview mit der "Bild am Sonntag". Zwar habe ihm der ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber eine lange Nachricht geschickt. "Aber da hatte ich schon gelesen, dass der Termin feststeht. Die Produzenten und der Regisseur wussten auch nichts davon. Das finde ich sonderbar", betonte Schweiger.

"Ich fühle mich total im Regen stehen gelassen", erklärte er mit Blick auf die Kommunikation. "Ich sage mal so, Anerkennung geht anders. Wenn man bedenkt, was ich denen für eine Freude gemacht habe und was ich zurückbekomme und vor allem der Regisseur Christian Alvart. Jetzt heißt es nur noch, die Filme will keiner sehen: Riesen-Quotenflop." Es sei bitter, den "Tatort" im Hochsommer zwischen der Fußball-WM zu versenden, sagte der Schauspieler. "Das macht keinen Spaß. Und das habe ich Thomas Schreiber auch gesagt." Reagiert habe der NDR-Mann allerdings nicht.

"Ich habe von Thomas Schreiber eine ganz hohe Meinung. Der ist einer der wenigen im deutschen Fernsehen, die Eier haben. Aber jetzt bin ich natürlich enttäuscht. Auch, dass er sich nicht zurückmeldet, nachdem ich ihm ehrlich meine Enttäuschung mitgeteilt habe", so Schweiger. Der NDR begründet den Sendetermin im Sommer unterdessen mit der außergewöhnlichen Länge des Films - immerhin gehe dieser 130 statt der üblichen 90 Minuten. Aus diesem Grund könne man den Kino-"Tatort" nur in der "Anne Will"-freien Zeit programmieren. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Will mit ihrem Polittalk längst nicht nur im Sommer pausiert - es hätte also auch ganz sicher andere Möglichkeiten gegeben.

"Der Sonntag vor dem WM-Halbfinale erscheint uns ideal. So können wir auch den häufig geäußerten Wunsch nach einer 'Tatort'-Premiere im Sommer erfüllen“, erklärte Thomas Schreiber, dürfte den Schauspieler mit diesem Argument aber kaum besänftigen können. Verärgert ist Til Schweiger derweil auch über den Umgang mit seinem dritten und vierten "Tatort", die wegen der Terroranschläge von Paris einst verschoben wurden. "Man hat uns so viel versprochen und nichts wurde eingehalten", sagte er der "BamS". "Der vierte 'Tatort' am 3. Januar sollte ohne Vorspann laufen. Er startet eigentlich mit dem Anschlag auf das Tagesschau-Studio, damit die Zuschauer glauben, dass ein echter Überfall passiert. Der Sender hat gesagt, die Filme wurden so weit nach hinten verschoben, damit der 'Tatort' direkt nach der Tagesschau ohne Vorspann gesendet werden kann. Aber auch das wurde nicht gemacht."

Ob Schweiger noch einmal in die Rolle des Nick Tschiller schlüpfen wird, ist unterdessen unklar, auch wenn der 54-Jährige weiter bereitsteht. "Ich werfe nicht das Handtuch. Aber es kann ja sein, dass der NDR hinschmeißt, weil ich gesagt habe, was ich empfinde", sagte er. Im Falle einer Fortsetzung käme sein "Tatort" aber wohl nicht mehr so actionlastig daher wie in der Vergagenheit. Schweiger: "Man muss wahrnehmen und akzeptieren, dass Terror und brutale Szenen, wie wir sie gezeigt haben, einen Teil der Fernsehzuschauer abschreckt."

Mehr zum Thema