Claudia Neumann musste in den vergangenen Wochen viel aushalten. Weil sie einige WM-Spiele im ZDF kommentierte, hagelte es wütende Kommentaren in den sozialen Netzwerken. Dabei ging es oft meist nur darum, dass Neumann eine Frau ist - konstruktive Kritik blieb die Ausnahme. Zunächst wollte sich die Kommentatorin nicht dazu äußern - zumal es bei der EM 2016 genau das gleiche war. Nun hat sich Neumann gegenüber der "Zeit" doch noch einmal ausführlich zu Wort gemeldet.

"Ich finde das einfach grauenvoll. Diese Art von Kommunikation und falschem Demokratieverständnis, die sich durch die sozialen Medien frisst, ist grauenvoll. Man kann den Menschen nur immer wieder zurufen: Geht länger zur Schule. Bildet euch weiter, erweitert euren Bewusstseinshorizont, dann lernt man auch andere Haltungen zu tolerieren", so Neumann. Das sei alles auch kein reines Claudia-Neumann-Problem, sondern ein "gesellschaftliches Phänomen".

Neumann sagt in der "Zeit", es gehe bei der Kritik nicht um sie als Person, sondern darum, dass es sich Frauen erdreisten würden, "in exponierten Positionen im Fußball aufzutauchen". Vielleicht würden Männer eine "kleine Oase des Rückzugs" brauchen. Einigen Menschen jedenfalls, so Neumann, "scheint jegliche Form des Anstands abhandengekommen zu sein". Und das betreffe nicht nur weibliche Kommentatorinnen, sondern auch homosexuelle Spieler und Fußballer mit Migrationshintergrund. "Manche Menschen scheinen nicht akzeptieren zu wollen, dass ihnen das Altbekannte abhandenkommt".

Das ZDF selbst stellte sich zuletzt immer wieder hinter Neumann und verteidigte sie gegen die Hass-Kommentare. Der Sender stellte aufgrund der Beleidigungen sogar Strafanträge gegen zwei Nutzer (DWDL.de berichtete). "Ich hoffe, dass auf Dauer einige von denen, die sich äußern, abgeschreckt werden, das weiterhin zu machen", sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut vor wenigen Tagen.