Es waren wochenlange Verhandlungsrunden nötig, bis sich der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) Anfang Juli auf einen neuen Tarifvertrag einigen konnten. Die Einigung sah vor, dass Tageszeitungs-Redakteure rückwirkend zum 1. Mai 2018 1,9 Prozent mehr Gehalt bekommen. Im Mai 2019 ist eine weitere Anhebung um 2,4 Prozent geplant. Axel Springer will die 1,9 prozentige Steigerung nun mit außertariflichen Zulagen verrechnen.

Dieser Schritt ist schon alleine deshalb bemerkenswert, weil Springer-Chef Mathias Döpfner gleichzeitig auch Präsident des BDZV ist, der ja mit dem DJV die Verhandlungen führte. Eine Konzernsprecherin erklärt die Maßnahme gegenüber den Kollegen von "Meedia" so: "Die gute Entwicklung des Unternehmens und die Sicherung der Arbeitsplätze bei Axel Springer sind nur deshalb möglich, weil wir schon in der Vergangenheit immer rechtzeitig moderate Maßnahmen ergriffen haben. Die bekannten strukturellen Veränderungen können und dürfen wir nicht ignorieren, um auch weiterhin Wachstum für das Unternehmen zu erzielen und damit attraktive Arbeitsplätze anbieten zu können."

Vom Springer-Betriebsrat kommt derweil Kritik, in einem offenen Brief an Döpfner sprechen die Arbeitnehmervertreter von einer "neuerlichen Nullrunde für viele Kollegen" und fordern die Geschäftsleitung auf, die Maßnahme noch einmal zu überdenken. Die Geschäfte laufen bei Springer eigentlich gut: Erst Ende Juli hatte Springer starke Halbjahreszahlen veröffentlicht, Umsatz und Gewinn stiegen deutlich (DWDL.de berichtete). "Hart trifft es die vielen Redakteurinnen und Redakteure im Haus, die seit Jahren keine Gehaltserhöhung mehr bekommen haben und sich mit ihrem Netto immer weniger leisten können", heißt es vom Betriebsrat. Betroffen von der Maßnahme sind rund 300 Mitarbeiter.

Kritik kommt derweil auch vom DJV, der sich hinter den offenen Brief des Betriebsrats stellt. DJV-Hauptgeschäftsführer Kajo Döhring sagt: "Die außerordentlich gute wirtschaftliche Lage bei Springer ist auch den jetzt Betroffenen zu danken." Es sei bemerkenswert, dass Döpfner das Verhandlungsergebnis nicht umsetze, obwohl die Vorstände Rekordbezüge erhalten würden.