Mit zahlreichen Preisen ist der bisherige "Spiegel"-Reporter Claas Relotius in den vergangenen Jahren ausgezeichnet worden. Doch nachdem das Nachrichtenmagazin am Mittwoch öffentlich machte, dass Relotius zahlreiche Geschichten manipulierte, wird der 33-Jährige wohl viele Preise wieder aberkannt bekommen. Den Anfang machte nun die Jury des Ulrich-Wickert-Preises, die nur Stunden nach Bekanntwerden des Skandals erklärte, Relotius den Peter-Scholl-Preis 2018 entziehen zu wollen.

"Ich bin tief erschüttert über diesen Betrug. Glaubwürdigkeit ist das wichtigste Gut eines Journalisten", sagte der langjährige "Tagesthemen"-Moderator Ulrich Wickert. "Der Betrug macht Claas Relotius als Preisträger unhaltbar." Der Peter-Scholl-Latour-Preis wird jährlich von Wickerts Stiftung für die Berichterstattung über das Leid von Menschen in Krisen- und Konfliktgebieten vergeben. Neuer Preisträger ist der "Stern"-Korrespondent Raphael Geiger, der für seinen Beitrag "Unter Ruinen das Leben" geehrt wird.

Unterdessen hat auch der Deutsche Journalisten-Verband auf die Fälschungen beim "Spiegel" reagiert. "Der vermeintliche Reporter hat nicht nur dem 'Spiegel' großen Schaden zugefügt, sondern die Glaubwürdigkeit des Journalismus in den Dreck gezogen", erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. Ihm habe offenbar jegliches Verantwortungsgefühl für sein Blatt und die Leserinnen und Leser gefehlt.

Gleichzeitig lobte Überall die Informationsoffensive des künftigen Chefredakteurs. "Ullrich Fichtner macht die unglaublichen Vorgänge öffentlich. Das ist ein wichtiger erster Schritt", betonte der DJV-Chef. Nun komme es darauf an, die interne Qualitätssicherung journalistischer Arbeit auf den Prüfstand zu stellen. Das gelte auch für die anderen Medien, für die Claas Relotius gearbeitet haben soll.

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