Der ORF muss 2019 zunächst ohne hauptamtlichen Unterhaltungschef auskommen. Der Sender hat einen Bericht der "Salzburger Nachrichten" bestätigt, demnach bleibt die Nachfolge von Edgar Böhm, der die Unterhaltung des ORF lange geleitet hatte und Ende des Jahres in den Ruhestand geht, vorerst offen. Interimistisch wird die Unterhaltung im neuen Jahr von Alexander Hofer geleitet, er ist seit einigen Monaten Senderchef von ORF 2.
Die Entscheidung von ORF-Chef Wrabetz, vorerst auf einen hauptamtlichen Unterhaltungschef zu verzichten, kommt durchaus überraschend. Der Prozess der Nachfolgesuche war bereits in vollem Gange, so fanden nach einer Bewerbungsphase auch Hearings statt. Zuletzt hatte Roland Brunhofer, ehemaliger Chef des Landesstudios Salzburg, als aussichtsreichster Kandidat für den Posten gegolten. Nun berichten aber mehrere Medien, dass der Stiftungsrat, der inzwischen mehrheitlich konservativ (ÖVP und FPÖ) besetzt ist, Druck auf Wrabetz ausgeübt hat, die Stelle vorerst nicht nachzubesetzen. Brunhofer gilt als SPÖ-näh.
Der "Kurier" spekuliert bereits, dass das Provisorium in der ORF-Unterhaltung zu einem Dauerzustand werden könnte. Kurz vor der Verabschiedung des ORF-Haushalts 2019 forderte der Stiftungsrat zuletzt kurzfristig weitreichende Einsparungen von Wrabetz, der Wegfall des Unterhaltungschef bzw. die Bündelung mehrerer Aufgaben auf weniger Personen würde dem entgegenkommen. Vor diesem ganzen Hintergrund macht auch eine andere Personalie Sinn: Der ehemalige ATV-Chef Martin Gastinger war zuletzt auch noch im Rennen um den Posten in der ORF-Unterhaltung, verabschiedete sich aber dann in Richtung ServusTV (DWDL.de berichtete).
Neben der Unterhaltung betrifft die Nicht-Nachbesetzung der Leitung übrigens auch zwei andere Abteilungen. In der TV-Hauptabteilung Wissenschaft und Religion gibt es Anfang des kommenden Jahres ebenfalls vorerst keinen Leiter oder Leiterin. Gerhard Klein, der diesen Bereich bislang führte, hört ebenfalls zum Jahresende auf und geht in den Ruhestand. Hier übernimmt vorerst Barbara Krenn die Leitung. Auch die Abteilung "Bildung, Wissenschaft und Zeitgeschehen" wird mit Thomas Matzek vorläufig neu besetzt.
Vom ORF heißt es, man wolle im Rahmen der neuen Channel-Organisation erst eine "Zielstruktur" für die TV-Abteilungen erarbeiten, bevor man über weitere Personalien entscheide. Das soll bis März nächsten Jahres passieren. Die interimistische Bestellung soll demnach auf sechs Monate begrenzt sein.