70 Produktionen oder Leistungen bestimmter Persönlichkeiten sind für den Grimme-Preis 2019 nominiert, das hat das Grimme-Institut nun bekanntgegeben. Mehr als 850 Einreichungen hat es gegeben, schon jetzt wurde von den zuständigen Kommissionen also kräftig ausgesiebt. Dennoch haben die Grimme-Jurys Ende Januar die Qual der Wahl, wenn sie sich zusammensetzen und über die diesjährigen Gewinner entscheiden: Es können nur bis zu 16 Preise vergeben werden. Wer sich letztlich über einen Grimme-Preis freuen kann, wird am 26. Februar verkündet.
Nachdem die Privatsender die Zahl ihrer Nominierungen im vergangenen Jahr glatt verdoppeln konnten, haben sie dieses Niveau 2019 gehalten und sogar noch leicht ausbauen können. Mit insgesamt zehn Nominierungen – drei in der Fiktion, sechs in der Unterhaltung sowie eine in der Kategorie Kinder & Jugend - gab es eine Nominierung mehr als im vergangenen Jahr. Alle drei Fiktion-Nominierungen gehen übrigens auf Serien zurück: "Arthurs Gesetz" von TNT Comedy kann hier ebenso auf einen Grimme-Preis hoffen wie "Das Boot" von Sky und "Hackerville" von TNT Serie. Sie treten an gegen die zwei ZDF-Serien "Bad Banks" und "Die Protokollantin". "Für die Kunst, eine Serie zu beenden" sind zudem die "Tatortreiniger"-Macher für einen Spezial-Preis nominiert.
Zum ersten Mal in der Geschichte des Grimme-Preises wurde auch Youtube nominiert - und das gleich doppelt. In der Kategorie Kinder & Jugend wurde "LeFloid VS. The World" ausgewählt, die Kommission Unterhaltung nominierte die Produktion "Neuland". Beides sind Produktionen für Youtubes Premium-Angebot, das derzeit noch Geld kostet - künftig könnte sich das aber ändern (DWDL.de berichtete).
Weitere in der Kategorie Unterhaltung nominierte Produktionen sind unter anderem "Catch! Der große Sat.1 Fang-Freitag", das RTL-Format "Denn sie wissen nicht, was passiert – Die Jauch-Gottschalk-Schöneberger-Show", "Die Abenteuer des Herrn Lukas" von Nitro, "extra 3" (NDR), "So! Muncu!" von n-tv sowie die "Prism is a Dancer Show" von ZDFneo. Und auch das Vox-Format "Ich, einfach unvermittelbar" kann auf einen Grimme-Preis hoffen. Erst vor wenigen Tagen war es auch für einen Deutschen Fernsehpreis nominiert worden (DWDL.de berichtete). Jan Böhmermann und das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld können außerdem auf einen Spezial-Preis hoffen - "für ihren besonderen Beitrag zur musikalischen Fernsehkultur". Grundsätzlich gibt es in diesem Jahr nur elf nominierte Unterhaltungs-Produktionen, 19 Formate wären maximal möglich gewesen.
Trotz der vielen Nominierungen für Privatsender und Youtube - die meisten Produktionen liefen bei den Öffentlich-Rechtlichen. Das wird besonders in den fiktionalen Kategorien abseits der Serien und im Bereich Info & Kultur deutlich. Bei den Fernsehfilmen treten neben "Gladbeck" unter anderem zwei "Tatorte" sowie diverse andere Produktionen der Öffentlich-Rechtlichen gegeneinander an. Im Bereich Info & Kultur steht die Doku "Kulenkampffs Schuhe" auf der Nominierungsliste, auch diese war zuletzt schon beim Deutschen Fernsehpreis nominiert worden. Weitere Nominierte sind hier unter anderem "Die Story im Ersten: Am rechten Rand", "Im Labyrinth der Macht. Protokoll einer Regierungsbildung" und "Spur des Terrors – Das Geschäft mit dem Terror". Für einen Spezial-Preis vorgeschlagen sind Das Team von Docupy für den Dreiteiler der Sendereihe "Die Story: Ungleichland - Reichtum, Chancen, Macht" und das dazugehörige Online-Konzept sowie Wetter-Moderator Karsten Schwanke "für seine präzise Analyse der Klimawandelfolgen anhand der Waldbrände in Kalifornien".
In der Kategorie Kinder & Jugend reicht die Nominierungsliste von der bereits erwähnten Youtube-Produktion bis hin zur "Sendung mit der Maus" und der Funk-Serie "Druck", die von Bantry Bay produziert wurde. Auch der Film "Wach", der vom früheren Echt-Sänger Kim Frank für Funk produziert wurde, ist nominiert. Wie wichtig Funk für die Öffentlich-Rechtlichen ist, zeigt sich anhand der Nominierungsliste in der Jugend-Kategorie ohnehin sehr gut: Von zehn Nominierungen entfällt die Hälfte auf Funk. Auch die Macher von "Wishlist 2.0" dürfen auf einen Grimme-Preis hoffen.
"Erneut zeigt sich, dass der Grimme-Preis ein Abbild der gesellschaftlichen Diskurse ist. Wir befinden uns in einer Zeit aufgeheizter gesellschaftspolitischer Diskussionen und Auseinandersetzungen, die sich über alle Kategorien hinweg in den nominierten Produktionen wiederfinden", sagt Grimme-Direktorin Frauke Gerlach. "Ob die Radikalisierung gesellschaftlicher Gruppen, Flucht und Migration, Datendiebstahl und -missbrauch, der immer noch andauernde Kampf für Gleichberechtigung – alle diese Themen finden sich in den diesjährigen Nominierungen wieder."
Auf Seite 2 finden Sie alle Nominierten des Grimme-Preises 2019 in einer kompakten Übersicht.