Im Sommer ist bekannt geworden, dass Kathrin Degmair den BR nach 17 Jahren verlässt (DWDL.de berichtete). Rund um die damalige Leiterin des Studios in Franken gab es viele Schlagzeilen. So wurde ihr unter anderem ein ruppiger Führungsstil vorgeworfen, Degmair hatte im Sender viele Gegenspieler. Doch nicht nur - nach Bekanntwerden ihres Abgangs meldeten sich auch ihre Unterstützer zu Wort. Inzwischen arbeitet sie nicht mehr für den Sender - erhebt nun aber Belästigungsvorwürfe gegen ein einflussreiches Mitglied eines BR-Gremiums. Darüber berichtet die "Süddeutsche Zeitung". 

Demnach soll der Mann zwischen November 2015 und Mai 2017 mehrmals verbal übergriffig und zudringlich geworden sein. Degmairs Anwalt sagte gegenüber der "SZ", er könne "bestätigen, dass es verbale, grenzüberschreitende Verhaltensweisen" gegenüber seiner Mandantin gegeben habe. Der beschuldigte Mann bestreitet gegenüber der Zeitung die gegen ihn erhobenen Vorwürfe: "Es gab keinerlei sexuelle Belästigung meinerseits gegenüber Frau Dr. Degmair. Es gab kein Fehlverhalten, keine anzüglichen, unangemessenen, intimen oder grenzüberschreitenden Bemerkungen." Er habe auch "nicht versucht", sie "zu einer intimen Beziehung zu bewegen" - auch dieser Vorwurf steht im Raum. Dass sich Degmair mit dem Gremiumsmitglied mehrmals in Restaurants getroffen hatte, ist unstrittig. Dabei habe es sich um Arbeitstreffen gehandelt, sagt der Mann. 

Erstmals soll Degmair die Vorfälle Ende Februar im Trennungsgespräch mit Intendant Ulrich Wilhelm erwähnt haben. Damals aber noch ohne Details und Namen. Danach habe sie dem Sender mehrmals angeboten, die Vorwürfe zu konkretisieren. Ob und wenn ja wann genau das stattgefunden hat, lässt sich nicht genau rekonstruieren. Der BR macht zu den zeitlichen Abläufen keine Angaben. Der Rundfunkratsvorsitzende Lorenz Wolf teilte gegenüber der "SZ" mit, er wisse erst seit dem 24. September von den Details den Vorwürfe. Ilse Aigner, Landtagspräsidentin und Vorsitzende des BR-Verwaltungsrats, wusste demnach seit Juli von "vagen Andeutungen".

Beim BR schließt man jedenfalls aus, dass die angeblichen Vorfälle der Belästigung etwas mit Degmairs Abberufung zu tun haben könnten. Diese Entscheidung sei "rein sachlich begründet" gewesen, so der BR-Justitiar Albrecht Hesse gegenüber der "SZ". Der Intendant habe sie "nach langer und sorgfältiger Überlegung getroffen und auf ein sehr breites, über die fünf Jahre hinweg geformtes Bild gestützt." Laut der Tageszeitung ist Degmair derzeit übrigens nur freigestellt. Demnach erhält sie noch bis Ende 2020 ihr Gehalt plus eine "ordentliche Abfindung". Der BR will sich dazu gegenüber DWDL.de nicht äußern. Das BR-Studio Franken wird seit Anfang Oktober von Tassilo Forchheimer geleitet.