Fred Kogel© Kogel & Schmidt / KKR
Müsste man den umtriebigsten Medienmanager des Jahres 2019 auszeichnen, der Preis würde wohl mit ziemlicher Sicherheit an Fred Kogel gehen. Der frühere Kirch- und Constantin-Manager hat in den vergangenen rund zehn Monaten in Eiltempo einen neuen Medienkonzern geschaffen, den Anfang des Jahres noch niemand auf dem Schirm hatte. Basis dafür war die von Herbert Kloiber übernommene Tele München Gruppe. Quasi im Wochentakt kamen neue Übernahmemeldungen: Universum Film, i&u und Wiedemann & Berg sind mittlerweile ebenfalls Teil von Leonine, wie sich das Unternehmen nennt. 

Geschafft hat Kogel das mit den Finanzinvestoren von KKR im Rücken, die mit Axel Springer auch anderer Stelle 2019 groß im deutschen Medienmarkt investiert haben. Hier waren die vergangenen Monate geprägt von prominenten Abgängen und Unsicherheit bei den Mitarbeitern, weil Verlag und Investor jetzt ein großes Sparprogramm fahren. 2020 wird für Springer, aber vor allem auch im Hinblick auf Leonine, sehr spannend. Im kommenden Jahr wird sich zeigen, wie schlagkräftig die neue Unternehmensgruppe wirklich ist. Nach dem Aufbau folgt 2020 der operative Alltag. 

Neuaufstellung in Köln und Unterföhring

Bernd Reichart© MG RTL D / Boris Breuer
Doch auch auf Senderseite gab es in diesem Jahr zahlreiche Veränderungen, allen voran bei der Mediengruppe RTL. So hat der neue starke Mann in Köln, Bernd Reichart, nicht lange gefackelt und das Unternehmen nach dem Abgang von Anke Schäferkordt schnell neu aufgestellt. Frank Hoffmann musste gehen, Jörg Graf ist RTL-Chef. Sascha Schwingel führt seit einigen Monaten Vox und G+J-Mann Stephan Schäfer wurde zum Geschäftsführer für Inhalte & Marken ernannt, er überblickt damit das gesamte Sendergeschäft sowie TVNow. Auch n-tv-Chef Hans Demmel hat in diesem Jahr seinen Hut genommen und wurde durch die ehemalige "Bild"-Chefredakteurin Tanit Koch ersetzt. Und auch eine Stufe unter den Senderchefs hat Reichart aufgeräumt und beispielsweise die RTL-Unterhaltung mit Markus Küttner und Kai Sturm neu aufgestellt. 

Einen großen Paukenschlag gab es im April, als völlig überraschend Bert Habets als CEO der RTL Group aufgrund von Unstimmigkeiten abgetreten ist. Das Unternehmen wird seither von Bertelsmann-Chef Thomas Rabe geführt, was insofern gut in die Strategie passt, weil die verschiedenen Unternehmen innerhalb des Konzerns enger zusammenrücken sollen, zum Beispiel die Mediengruppe und G+J. 

ProSiebenSat.1, Mediaset© ProSiebenSat.1/Mediaset
Doch auch in Unterföhring gab es im ersten vollen Jahr unter CEO Max Conze einige Veränderungen. So haben mit Sabine Eckhardt und Jan Kemper zwei weitere Vorstände den Konzern verlassen, ProSiebenSat.1 hat sich im Zuge dessen auch gleich für eine neue Führungsstruktur entschieden. Neben Wolfgang Link wird der Entertainment-Bereich nun beispielsweise von der früheren Dyson-Managerin Michaela Tod verantwortet. Grundsätzlich will Conze das Sendergeschäft, die Vermarktung und die Produktion enger zusammenrücken - künftig könnten diese Bereiche unter einem Dach gebündelt werden. Unklar ist unterdessen weiterhin die Zukunft der Red Arrow Studios, die ProSiebenSat.1 trotz guter Zahlen verkaufen will. Bis Weihnachten sollte es hier eigentlich eine Entscheidung geben - in dieser Woche hat man die Entscheidung aber auf Anfang 2020 vertagt. 

Eine weitere Baustelle für Konzernlenker Max Conze: Inzwischen flirtet Pier Silvio Berlusconi von Mediaset recht heftig mit ihm und bringt offensiv auch immer wieder eine Fusion der Unternehmer ins Gespräch. Das kann sich der ProSiebenSat.1-Boss aber so gar nicht vorstellen, dennoch erhöhte Mediaset zuletzt seine Anteile. Einen großen Schritt nach vorn gemacht hat ProSiebenSat.1 in diesem Jahr aber mit der Streamingplattform Joyn, die man künftig sogar in andere Länder bringen will. Doch auch bei den Plattform-Plänen der großen Mediengruppen geht nicht immer alles glatt: Joyn hat noch 2018 vor dem Start Alexander von Woikowsky verloren, der inzwischen bei Burda arbeitet, die Plattform hat in ihrem ersten Jahr zudem 100 Millionen Euro Nettoverlust eingefahren. Und bei TVNow ging zuletzt Moritz Pohl nach nur einem Jahr wieder von Bord. 

Sky vor unklarer Zukunft

Sky© Sky
Einen großen Umbruch gibt es auch bei Sky. Nach der Übernahme durch Comcast hat es dort zuletzt eine Reihe von prominenten Abgängen gegeben, die keine Zweifel mehr lassen: Das Sagen hat hier in Zukunft die Zentrale in London. Auch Carsten Schmidt gibt seinen Job zum Jahreswechsel ab. 2020 wird für Sky ein wegweisendes Jahr: Nach dem Verlust der Champions-League-Rechte wird man entweder alles auf die Bundesliga setzen oder auch hier der Konkurrenz das Feld überlassen. Letzteres wäre eine große Überraschung, die einem Strategieschwenk um 180 Grad gleich käme. Aber gerade bei den Sportrechten scheint derzeit nichts ausgeschlossen. Denkbar auch, dass Sky von der Konkurrenz in die Neuaufstellung ohne Bundesliga-Rechte gezwungen wird. 

Und auch bei einigen kleineren Sendern und Plattformen gab es 2019 Veränderungen. Sport1 etwa erlebte einen turbulenten Jahresstart mit etlichen Abgängen in der mittleren Führungsebene und bei A+E hat Andreas Weinek nach 14 Jahren als Geschäftsführer aufgehört. Disney-Channel-Chef Thorsten Braun musste kurz vor den Screenforce Days gehen und steht inzwischen in den Diensten von Super RTL und bei der Telekom leitet Michael Schuld inzwischen MagentaTV. Discovery hat Programmchef Oliver Nowotny verloren und Guido Bolten als eben solchen geholt. Ähnlich wie Sky stand Discovery in diesem Jahr vor der großen Frage, ob man mit den großen internationalen Playern (der man ja selbst auch ist) künftig mithalten will oder nicht. Für Eurosport hat man diese Frage mit einem "nein" beantwortet. So hat man die Bundesliga-Rechte des Senders vor dem Ende der Laufzeit an DAZN verkauft. 

Die Jagd auf Netflix hat begonnen

Disney+© Walt Disney
International war das Jahr stark geprägt durch den Eintritt großer US-Unternehmen in den Streamingmarkt. So hat Apple mit Apple TV+ ebenso einen eigenen Dienst an den Start gebracht wie Disney mit Disney+. Letzterer startet in Deutschland im kommenden Jahr, dann folgen auch die Angebote von WarnerMedia (HBO Max) und NBC (Peacock). Sie alle eint ein großes Ziel: Sie wollen Marktanteile, die Netflix ihnen in den vergangenen Jahren abgenommen hat, zurückgewinnen. Ob das gelingt, wird sich 2020 zeigen. Spannend wird das Jahr natürlich auch für den Streaming-Primus: Netflix schiebt seit Jahren einen gigantischen Schuldenberg vor sich her - wird der weiter anwachsen oder beginnt man bald damit, die Verbindlichkeiten abzubauen? 

EndemolShine wird doch noch übernommen

Auf dem Produzentenmarkt gab es 2019 ebenfalls Bewegung. Lange stand eine mögliche Übernahme von EndemolShine im Raum, nach einer gefühlt ewigen Hängepartie wurde der Konzern schließlich von Banijay übernommen. Das führte in Deutschland zu der delikaten Situation, dass mit Marcus Wolter, früherer Chef von EndemolShine und jetzt Geschäftsführer und Gesellschafter bei Banijay Deutschland, plötzlich doch wieder bei seinem alten Arbeitgeber mitspielt. Das Zusammenwachsen von EndemolShine und Banijay wird auch 2020 eine große Aufgabe für das Management sein. 

In diesem Jahr hat Disney übrigens auch endlich die Übernahme von 21st Century Fox abgeschlossen und seit wenigen Wochen segeln auch Viacom und CBS wieder unter gemeinsamer Flagge. Und bei WarnerMedia hat ein personeller Umbau dazu geführt, dass Gerhard Zeiler inzwischen noch mehr Verantwortung beim international tätigen Medienkonzern trägt. Er agiert inzwischen als Chef aller Sales-Bereiche. Es hat sich also einiges getan in der Medienbranche - national wie international. Und blickt man auf die Herausforderungen und Ankündigungen für 2020, dürfte das auch in nächster Zeit so weitergehen.