Es ist ein Abschied, der sich schon zu Wochenbeginn andeutete: Conrad Albert verlässt ProSiebenSat.1 nach 15 Jahren. Bereits zum 30. April dieses Jahres wird der stellvertretende Vorstandsvorsitzende sein Vorstandsmandat niederlegen. Das hat das Unternehmen am Freitag bekanntgegeben. Die Trennung erfolge "im gegenseitigen Einvernehmen", heißt es in der offiziellen Mitteilung.

In Wirklichkeit dürfte in den vergangenen Monaten hinter den Kulissen nicht alles im Einvernehmen abgelaufen sein. Das jedenfalls legen einige Äußerungen nahe, die Albert zu Wochenbeginn in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" tätigte. Darin kündigte er bereits an, seinen eigentlich noch bis Ende April 2021 laufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen, sollte sich "an der aktuellen Konstellation" nichts ändern (DWDL.de berichtete).

Gemeint war damit freilich ProSiebenSat.1-Boss Max Conze, der seit knapp zwei Jahren im Haus ist und die Führungsetage seither kräftig umbaute. "Ich werde ja öffentlich gerne beschrieben als einer, der unaufgeregt seine Pflicht erfüllt, der das Unternehmen auch in unruhigen Zeiten zusammenhält - vom Vorstand bis zum Betriebsrat. Die momentane Situation macht dies zunehmend schwierig. Daraus habe ich für mich eine Konsequenz gezogen", ließ Albert ungewöhnlich offen in der "SZ" verlauten und sprach gar vom "Eindruck einer Vorstands-Soap-Opera".

Keine Abschiedsworte von Conze

Die Aussagen waren nichts weniger als ein öffentlicher Bruch mit Conze und wohl der Auslöser dafür, dass nun alles ganz schnell ging. Schon in den vergangenen Tagen wurde über einen früheren Abschied des langjährigen ProSiebenSat.1-Mannes spekuliert, der regelmäßig als eine Art Chef-Lobbyist für die Belange des Unternehmens trommelte. Damit stieß er an, hinterlässt dafür nun aber umso größere Fußstapfen, die nicht so leicht zu füllen sein werden. 

Dass sich Conze nicht zu Alberts bevorstehenden Abschied äußern möchte, spricht Bände. Dafür sprach der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Brandt. "Der Aufsichtsrat dankt Conrad Albert für seine langjährigen und besonderen Verdienste", sagte er. "In dieser Zeit hat Conrad Albert das Unternehmen in vielen Bereichen auf nationaler wie internationaler Ebene geprägt, mit seinen medienpolitischen Initiativen wichtige Diskussionen angestoßen und für die Branche Maßstäbe gesetzt. Wir wünschen ihm für die Zukunft das Beste."

Albert selbst erklärte, er sei "aufrichtig dankbar, dass ich eineinhalb Dekaden lang für dieses außergewöhnliche Unternehmen in Verantwortung arbeiten durfte. Mein besonderer Dank gilt meinen langjährigen Kolleginnen und Kollegen bei ProSiebenSat.1". Max Conze dürfte nicht gemeint sein.

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