Eine neue "Sisi"-Serie wird die nächste deutsche Eigenproduktion von Netflix, das hat der Streamingdienst nun gegenüber DWDL.de bestätigt. Geplant sind vorerst sechs Folgen mit jeweils 45 Minuten. Kreativer Kopf hinter "The Empress" (AT) ist Katharina Eyssen, die nicht zum ersten Mal mit Netflix zusammenarbeitet. Bereits im vergangenen Jahr schrieb sie als Head-Autorin die Drehbücher für die Miniserie "Zeit der Geheimnisse" und arbeitete als Showrunnerin. Bei dem neuen "Sisi"-Projekt agiert sie nun in den gleichen Positionen. Als Autoren sitzen auch noch Bernd Lange und Jana Nandzik mit im Boot. 

Als Produzenten der neuen Serie fungieren Jochen Laube und Fabian Maubach von der Sommerhaus Filmproduktion, auch sie arbeiteten bei "Zeit der Geheimnisse" mit Netflix und Eyssen zusammen. Derzeit befinden sich die Drehbücher in der Entwicklung und die Macher stehen kurz vor dem Casting-Start. Wer die Hauptrolle der Sisi übernehmen wird, ist zum derzeitigen Zeitpunkt also noch unklar. 

Katharina Eyssen© Netflix
"Unser Fokus liegt weniger darauf, breit sondern mehr in die Tiefe der Figuren zu gehen", sagt Showrunnerin Katharina Eyssen (Foto) im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Sisi-Verfilmungen in den letzten Jahrzehnten hatten fast immer eine Art Komplettheits-Anspruch. Es sollte immer das ganze 'schicksalhafte' Leben abgebildet werden." Das soll in der ersten Staffel der Serie anders sein. So geht es erst einmal nur um die ersten paar Monate, an denen Sisi an den Wiener Hof kam. Dadurch wird auch eine Fortsetzung möglich, wenngleich die natürlich von einem möglichen Erfolg der ersten Staffel abhängig ist.

"Wir werden viele Figuren und Konstellationen ausloten, die bislang nicht wirklich beachtet wurden", sagt Eyssen mit Blick auf die vielen Verfilmungen, die es in den letzten Jahrzehnten gegeben hat. Man müsse sich zwar viele Storylines ausdenken, viele Figuren seien aber bereits vorhanden. "Da gibt es einige historisch interessante Menschen, die ein großes dramatisches Potenzial haben. Vor Allem Kaiser Franz Josef ist noch nie als komplexer, brüchiger Herrscher erzählt worden, aber er hat unsere europäische Geschichte extrem geprägt. Aber auch zum Beispiel sein Bruder ist so eine Figur, die bei uns eine Rolle spielen wird." Die Figuren und ihre emotionalen Reisen wolle man frei vor dem Hintergrund historischer Vorlagen erzählen. An anderen Stellen verspricht man historische Korrektheit. "Wir fühlen uns dem historischen Hintergrund, sei es die Krim-Krise, die Besetzung Norditaliens durch Österreich oder die Kriege mit Preußen, sehr verpflichtet."  

Die Idee zur "Sisi"-Serie kam von Netflix. Rachel Eggebeen, verantwortet für alle Netflix Original Serienproduktionen aus DACH, und Eva van Leeuwen, in Eggebeens Team verantwortlich für das "Sisi"-Projekt, kamen auf Eyssen zu und schlugen eine Verfilmung vor. Die Autorin war nach eigenen Angaben damals, im Sommer 2019, ohnehin auf der Suche nach historischen Stoffen. Und weil man sich von "Zeit der Geheimnisse" kannte und alle mit der Zusammenarbeit zufrieden waren, ging alles ganz schnell. Netflix schickte Eyssen dann noch nach Los Angeles, wo die Showrunnerin in den Writers Room einer US-amerikanischen Netflix-Serie schnuppern konnte. 

"Es gibt einige historisch interessante Menschen, die ein großes dramatisches Potenzial haben."
Showrunnerin Katharina Eyssen

Durch das Coronavirus ist derzeit noch nicht absehbar, wann die Macher von "The Empress" (AT) mit den Dreharbeiten beginnen können. Eyssen und ihre Co-Autoren sitzen derzeit im digitalen Writers Room und arbeiten an den Drehbüchern. "Wir hatten großes Glück, weil wir uns beim Schreiben sehr einig waren und den Fahrplan festgelegt hatten. Dadurch konnten wir ohne Probleme in den virtuellen Writers Room wechseln." Auch erste Teile des Castings könnten jetzt noch digital stattfinden. "Wir hoffen, dass wir uns in zwei Monaten wieder sehen können, wenn Dinge anstehen, die man eben nur zusammen machen kann."

Das Rennen um die beste "Sisi"-Serie

Spannend ist "The Empress" (AT) nicht nur deshalb, weil Netflix damit weiter in deutsche Eigenproduktionen investiert. In den kommenden Monaten kommt es zu einem Rennen verschiedener "Sisi"-Projekte. Das hierzulande bekannteste ist eine geplante Serie von Story House und Satel Film, bei dem zuletzt TVNow eingestiegen ist (DWDL.de berichtete). Außerdem ist derzeit auch eine US-Serie über "Sisi" in Arbeit, die auf einem Buch der amerikanischen Autorin Allison Pataki basiert. Ob eine dieser Verfilmungen aber bekannter wird als die legendären "Sissi"-Filme mit Romy Schneider in der Hauptrolle wird die Zeit zeigen. Spannend zu beobachten ist der neue Hype um die ehemalige Monarchin in jedem Fall. 

"Als wir letztes Jahr angefangen haben mit der Entwicklung, wussten wir von keinem anderen Sisi-Projekt", sagt Katharina Eyssen gegenüber DWDL.de. Sie wisse nicht, welche Geschichten die anderen Filmemacher erzählen und glaube an die Kraft der eigenen Story und Figuren. "Qualität setzt sich immer durch, hat meine Mutter gesagt. Wenn unser Projekt so toll wird, wie ich mir das vorstelle, wird es sein Publikum finden. Vor allem weil Netflix einen ganz anderen Markt bedient als andere."

Die Vielzahl an "Sisi"-Neuverfilmungen zeigt in jedem Fall eindrucksvoll, welche Faszination nach wie vor von der ehemaligen Kaiserin ausgeht. "Die Strahlkraft einer tragischen Kaiserin ist international groß und gerade Sisis Geschichte hat extrem viel Relevanz für die heutige Zeit: die hässliche Wahrheit hinter einer märchenhaften Kunstfigur, das Zerbrechen am eigenen Image oder die Unterdrückung eines Volkes durch glitzernde Propaganda", sagt Katharina Eyssen.