Die Formel 1 ist die längste Zeit bei RTL zu sehen gewesen. Wie der Sender nun selbst mitgeteilt hat, wird man nur noch die diesjährige Saison übertragen und danach aus dem Wettbewerb aussteigen. Bei der aktuell stattfindenden Ausschreibung der TV-Rechte ab 2021 hat RTL den Kürzeren gezogen. Wo die Formel 1 ab dem kommenden Jahr zu sehen sein wird, ist derzeit aber noch unklar. Eine Pressemitteilung von RTL lässt darauf schließen, dass die Formel 1 ins Pay-TV wandert. 

So heißt es vom Sender unter anderem, dass sich das, was sich schon 2019 beim Poker um die Champions League angedeutet habe, jetzt auch in der Königsklasse des Motorsports fortsetzte. Sowohl etablierte als auch neue, nationale und internationale Player hätten sich gegenseitig im Bestreben, Premium-Sportrechte exklusiv ins Pay TV zu führen, überboten. "Der Wettbewerb um die TV-Rechte hat sich verändert, den Markt teils überhitzt und damit den durchaus ambitionierten, dennoch wirtschaftlich vertretbaren Rahmen verlassen, den wir uns gesteckt haben", sagt RTL-Chef Jörg Graf, der ankündigt, dass man sich nun "mit aller Kraft, Leidenschaft und Freude auf den Fußball als TV-Sportart Nummer 1" konzentrieren werde. Spekulationen, nach denen die Konkurrenz in etwa das doppelte geboten hat wie RTL bislang zahlte, wollte der Sender auf DWDL.de-Nachfrage weder bestätigen noch dementieren. 

"Der Wettbewerb um die TV-Rechte hat sich verändert, den Markt teils überhitzt und damit den durchaus ambitionierten, dennoch wirtschaftlich vertretbaren Rahmen verlassen, den wir uns gesteckt haben."
RTL-Chef Jörg Graf

Mit dem Aus der Formel 1 bei RTL endet auch eine Ära. Seit 1991 waren die Rennen beim Sender zu sehen. Wie auch jetzt aktuell teilte man sich die Rechte lange mit Sky, doch in der öffentlichen Wahrnehmung war stets RTL der Formel-1-Sender für viele Menschen. RTL war auch der Sender, der die Formel 1 in Deutschland groß gemacht hat - und das mit einem Team, das sich vor der Kamera nur selten änderte. Florian König führte lange gemeinsam mit Niki Lauda durch die Übertragungen. Nach Laudas Tod übernahmen Timo Glock und Nico Rosberg die Experten-Rolle. Kai Ebel war seit jeher als Reporter in der Boxengasse gesetzt und kommentiert wurden die Rennen von Heiko Wasser und Christian Danner. 

Die erfolgreichste Zeit hatte RTL in den Jahren, als Michael Schumacher bei Ferrari Titel um Titel gewann, damals sahen im Schnitt teilweise mehr als zehn Millionen Menschen pro Rennen zu. Von diesen Werten ist man inzwischen zwar weit entfernt, aber auch 2019 war die Formel 1 mit durchschnittlich vier Millionen Zuschauern ein wichtiger Quotenbringer für RTL. 

FIA-Chef übte schon 2018 Kritik an RTL

In der Vergangenheit gab es immer wieder Spekulationen, dass Sky oder ein anderer Pay-TV-Sender die Formel 1 komplett ins Bezahlfernsehen holen könnte. Auf der anderen Seite warb RTL bei den Formel-1-Bossen immer mit dem Argument, dass nur im Free-TV hohe Reichweiten drin sind. Lange folgten die Verantwortlichen dieser Argumentation - bis jetzt. Und es ist auch nicht so, als habe es nie Auseinandersetzungen gegeben. Erst Ende 2018 sagte Jean Todt, Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA, er habe die RTL-Übertragung gesehen und sei dadurch zum "maximal frustriertesten Fernsehzuschauer" geworden. Man bekomme mehr Werbung geliefert als Rennen, so Todt. 

RTL-Sportchef Manfred Loppe sagt jetzt zum bevorstehenden Ende der Formel 1 beim Sender: "Wir haben die Formel 1 über drei Jahrzehnte mit großer Liebe und Leidenschaft sowie beherzter Innovations- und Investitionsbereitschaft übertragen. Die reichweitenstärksten und emotionalsten, unvergessenen Momente der Königsklasse im Rennsport bleiben für immer mit RTL verbunden."

Ab 2021 will man sich bei RTL nun also auf seine Fußballrechte konzentrieren. Dazu gehören neben Länderspielen der Nationalmannschaft auch die UEFA Europa League und die neu geschaffene UEFA Europa Conference-League. Erst Anfang des Jahres hatte man sich die Rechte an den beiden Klub-Wettbewerben gesichert (DWDL.de berichtete). Viele Spiele sollen auch auf TVNow zu sehen sein.