Die Mediengruppe RTL Deutschland hat sich für ihre Präsentation der Programmpläne für die nächste Saison über einen Monat länger Zeit gelassen als die Konkurrenz aus Unterföhring – und auch einen anderen Ansatz gewählt. Während SevenOne Media alle Infos in eine Sonderausgabe von „Late Night Berlin“ gepackt hatte, in der Klaas Heufer-Umlauf die Senderchefs zu Gast hatte und auch für witzige Einspieler und die musikalische Umrahmung sorgte – und die alles auch „live“ zu einem bestimmten Zeitpunkt zeigte, gab‘s von der Mediengruppe Deutschland bzw. der Ad Alliance eine Art Screening on Demand.

Dafür wurde mit „AdNow“ gleich eine ganz neue Plattform aus dem Boden gestampft, die auch über die jetzige Präsentation hinaus dauerhaft beispielsweise für exklusive Previews und andere Infos für Werbekunden, Agenturen und Mediaplanern genutzt werden soll. Das Screening bestand nun aus zahlreichen einzelnen Videos, die sich die Nutzer selbst zusammenstellen konnten, alle jeweils mit einem oder einer Verantwortlichen aus der Sender- oder Mediengruppen-Führung.

Durchgehendes Motiv: Fast alle dieser Einspieler waren im Stile von Sendungen der Mediengruppe RTL oder Filmen gedreht. RTL-Chef Jörg Graf etwa präsentierte die RTL-Pläne im Stile der Rankingshow „Die 10…“ - stilecht auch mit Greenscreen-Kommentaren der B- bis D-Prominenz. Dass es am Ende dann doch nur 9 Punkte waren, die er vorstellte, wurde mit dem derzeit fast unvermeidlichen „Egal“-Clip von Michael Wendler abgefangen.

Sehr spielfreudig kam unterdessen die Präsentation von Vox-Chef Sascha Schwingel daher, der gleich in vierfacher Ausführung zu sehen war. Das Screening war hier im Stile der Sendung „First Dates“ gehalten – und Sacha Schwingel war mal als schüchterner „Saschi“, schwuler Saaasch oder weibliche „Saschandra“ zu sehen. Nur um zum Schluss als Sascha zärtliche Gefühle zu einer überdimensionalen Vox-Kugel zu entwickeln.

Bei RTLplus traten Beatrice Egli, Verona Pooth und Katja Burkard mit Unterstüztung von Wolfram Kons als „3 Engel für Olli“ (Schablitzki) an. Und für TVNow holte sich Jan Wachtel Unterstützung eines anderen Jans, nämlich Jan Köppen, die zusammen in der Late-Night-Show „Jan & Jan – Die Bromance-Show“ zu sehen waren. Das hatte mit den gewollt lauen Gags seinen Charme – die nun mit Verspätung in „Punkt 13“ von Henning Tewes angekündigte echte Late-Night, die von Stefan Raab produziert wird, wird dann aber hoffentlich trotzdem etwas runder daher kommen.

„Der ist ein weltweit operierender Medienmogul, der hat quasi Einfluss auf alles“ – so wurde Stephan Schäfer angekündigt, der mit seiner Content Alliance eine „Content-Welle über die Republik lostreten wolle“ und im Stile eines leicht größenwahnsinnigen James-Bond-Bösewichts, der kurz vor Weltherrschaft ist, inszeniert wurde. Das machte er so überzeugend, dass nur zu hoffen ist, dass dieses Image nicht wirklich an ihm haften bleibt.

Mediengruppen-Chef Bernd Reichart ließ es – ebenso wie Matthias Dang, der mit Telekom-Marketingchef Norman Wagner eine Diskussion über aktuelle Mediathemen führte - da schon etwas ruhiger und seriöser angehen und traf sich lediglich mit Frauke Ludowig in seiner Lieblings-Espressobar. Dort lieferte er dafür das Zitat des Tages: „Ich glaube unsere Badehose sitzt fest.“ Soll mit Blick auf das Warren Buffett-Zitat „Erst wenn die Ebbe kommt, sieht man, wer die ganze Zeit ohne Badehose geschwommen ist“ heißen: Die Mediengruppe RTL sieht sich so gut und grundsolide aufgestellt, dass man auch die dürren Corona-Wochen gut überstehen kann.

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