Als die Mediengruppe RTL vor zwei Wochen ihre Programmpläne für die kommende Saison präsentierte, sparte man sich eine Meldung bis in den Nachmittag auf: Die Zusammenarbeit mit Stefan Raab, der eine neue Late-Night-Show für den Streamingdienst TV Now produzieren wird - was gleich mehrere Überraschungen in einem sind: Von Raabs erste Zusammenarbeit mit der RTL-Gruppe über die Tatsache, dass man sich an eine neue Late-Night wagt bis zur Entscheidung, diese nicht bei einem linearen Sendern, sondern auf Abruf bei TVNow bereitzustellen.

Details zu dem Format behielt man bislang für sich, in einem Interview mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" ließ RTL-Chef Jörg Graf aber durchblicken, dass man schon auf klassische Elemente setzen wird. "Das neue Konzept der Late-Night-Show hat uns deshalb schnell begeistert, weil wir in Deutschland keine funktionierende Late-Night-Kultur haben, die einerseits stark von Comedy-Elementen durchsetzt ist, aber eben auch relevante und aktuelle Themen aufbereitet, vielleicht mit einem Augenzwinkern. In den USA gibt es dies in großer Fülle, bei uns ist es einen neuen Anlauf allemal wert, zumal mit dem Produzenten Stefan Raab", so Graf.

Dass Late-Night-Formate auch von einem festen Sendeplatz leben, sieht Graf nicht im Widerspruch zur Entscheidung, das neue Format bei TVNow zu zeigen. Graf: "Um die bestimmte Uhrzeit wird die Show bei TVNow eingestellt, und wer Lust hat, der schaut direkt. Wem das zu spät ist, guckt es eben am folgenden Tag." Weitere Details zum Format nannte er nicht - man wolle aber "nicht eins zu eins kopieren - das ist unsere Ambition", so der RTL-Chef. Generell ermutigt sieht man sich bei der RTL-Gruppe durch die Quoten von "Pocher - Gefährlich ehrlich" am späten Donnerstagabend. Die Marktanteile sind dort stark schwankend, dass man in der Spitze über 15 Prozent erreichte, zeige aber, dass es "prinzipiell möglich ist, ein großes Publikum mit aktuell und live produzierten Shows zu erreichen".

Jörg Graf kommentierte auch den Wegfall der Übertragungsrechte für die Formel 1. Dass man sich nach Blick auf die Wirtschaftlichkeit und Perspektiven entschieden habe, die Rechte nicht zu verlängern, sei "schmerzhaft" gewesen. "Aber manchmal sind Veränderungen auch notwendig, um Platz für neue Programme zu schaffen, die wir an den Start bringen wollen. Wenn wir Serien anbieten wollen, die nicht immer den gewohnten Mustern folgen, wenn wir mehr in Unterhaltung und in Information investieren wollen, um mit der Kraft unserer Sender das Wachstum von TVNow zu beschleunigen, dann können wir nicht alle Programmmarken fortführen."

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