Nachdem die Nutzung von TV-Inhalten im Zuge der Corona-Krise zwischenzeitlich deutlich angezogen hatte - sowohl auf klassischem linearen Weg als auch als On-Demand-Streaming - ist durch die zahlreichen Lockerungen und die Urlaubszeit der Effekt bei der linearen TV-Nutzung inzwischen wieder weitgehend verpufft. Um so bemerkenswerter sind die Zahlen, die das ZDF nun für seine Mediathek bekannt gegeben hat: Im Juli wurden dort nach Senderangaben 104,6 Millionen sogenannte "Sichtungen" gazählt - das waren satte 45 Prozent mehr als noch im Juli vergangenen Jahres.

Diesen starken Anstieg erklärt das ZDF unter anderem mit jenen Formaten der ZDF-Digitalkanäle, die vor allem mit Blick auf die Online-Auswertung produziert wurden. Serien unter dem Label "neoriginal" waren im Juli für immerhin 6,8 Millionen Sichtungen verantwortlich. Dabei stach vor allem die Pandemie-Serie "Sløborn" mit drei Millionen Sichtungen innerhalb der ersten beiden Wochen heraus. Die Serie lief an zwei Abenden auch bei ZDFneo, wo sie - u.a. auch durch zeitversetzte Nutzung - recht ordentliche, aber letztlich doch unspektakuläre Quoten erzielte. Die Online-Nutzung macht hier nun aber offenbar einen ganz erheblichen Teil aus. Doch nicht nur mit den "neoriginal"-Serien waren in der Mediathek gefragt, auch die Dokus von ZDFinfo kamen über die Mediathek zusammengenommen im Juli auf 5,8 Millionen "Sichtungen". Meistgenutzter Inhalt war dabei "Fahrenheit 11/9 von Michael Moore" mit über 400.000 Sichtungen.

Klar ist aber auch: "Sichtungen" sind nicht mit den aus dem Fernsehen bekannten geläufigen Zuschauerzahlen gleichzusetzen. Dort wird eine "durchschnittliche Sehbeteiligung" ermittelt, also wieviele Zuschauer eine Sendung über die gesamte Dauer im Schnitt verfolgt haben. Eine "Sichtung" wird hingegen schon direkt nach dem Aufruf gezählt, selbst wenn nach wenigen Sekunden abgebrochen wird. Ruft ein Nutzer ein Video mehrfach auf, werden auch mehrere Sichtungen gezählt. Diese Zählweise ist im Web üblich, führt aber zu einer falschen Wahrnehmung im Verhältnis von Online- und TV-Reichweiten. Bei Serien ist auch zu beachten, dass die Sichtungen aller einzelnen Folgen aufsummiert werden.

Vor dem starken Juli lag bereits ein erfolgreiches erstes Halbjahr, in dem die ZDF-Mediathek im Schnitt 120 Millionen Sichtungen pro Monat erreichte. Eckart Gaddum, Leiter der Hauptredaktion Neue Medien im ZDF: "Der Erfolg gibt uns weiteren Rückenwind auf dem Weg der kontinuierlichen Modernisierung der ZDFmediathek. In den kommenden Monaten werden wir weitere Akzente bei Design, Usability und vor allem für die Mediathek konzipierten Inhalten setzen."